Volltext: Geschichte der Stadt Ried in Oberösterreich. Erster Band. (Erster Band / 1899)

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Jnviertler Jubelfeier 1879. 
arbeiteten Herd, die Wagner ein gehendes Rad, die Schmiede das Be- 
schlagzeug und gewaltige Hämmer, die Schuhmacher Schuhe und Stiefel 
an Stangen, die Schneider neben kurzen Hosen und Baretts für den 
Wams einen neumodischen Frack, die Hutmacher ihre Fachbögen, die 
Färber bunt gefärbte Garnbüscheln, die Handschuhmacher Handschuhe und 
Arbeitszeug, die Seifensieder Kerzen und eine Pyramide aus verschiedenen 
Seifen, die Wachszieher eine Riesenwachskerze. Zwölf kräftige Metzger 
knechte mit Hacken, Messern und Hunden führten einen blumenbekränzten 
Ochsen von seltenem Gewichte. Die Lederer in gelbem Schurze und mit 
ihren Geräten begleiteten einen auf die Wanderschaft gehenden Lederer- 
Handwerksbnrschen in der Ledererkleidnng aus der zweiten Hälfte. des 
18. Jahrhunderts: Kniehosen, langen, grüneinRock, den Dreizipf auf dem 
Haupte, das Felleisen am Rücken und an der linken Seite den dem 
Lederer-Handwerk als Auszeichnung verliehenen Degen. Endlich kam ein 
Festwagen der Müller. Darauf stand unter Mehlsäcken und Mühlsteinen 
eine von Müllerburschen getriebene, alte Handmühle aus der Stachlmühle, 
dem vermeintlich ältesten Hause von Ried, als dem Stammhause des 
märchenhaften Gründers von Ried, Dietmar Anhänger. Damit schloß die 
gewerbliche Gruppe, meist bestehend aus kräftigen Arbeitern mit sehnigen 
Armen und schwieligen Händen. 
Ihr folgte die landwirtschaftliche Gruppe. In ländlicher Tracht 
führte eine fröhliche Kinderschar landwirtschaftliche Embleme vorüber: 
Sensen, Sicheln, Rechen, Gabeln, Drischeln, Butterfässer, Spinnräder 
und Gartenhacken. Die Kleinsten fuhren auf einem mit Kränzen und 
Garben beladenen Festwagen. Das Gefolge bildeten zwei sechsjährige 
Knaben, der eine als Postillon gekleidet mit Posthorn und Kappenstiefeln, 
weißer Hose, blauem Frack und Lackhut, der andere als Fuhrmann mit 
Bundschuhen, schwarzer Lederhose, einem blauleinenen, weiß ausgenähten 
Fuhrinannskittel, schwarzer Zipfelhaube, Peitsche und Holzpfeife, jetzt bei 
nahe gänzlich ausgestorbene Erscheinungen auf den Straßen des Jnviertels. 
Die Wappengruppe wurde von einem Herold zu Pferd eröffnet, 
gekleidet in den Farben des kaiserlichen Hauses, mit goldbebordeten schwarzen 
Hosen, einem schwarzgelben Wamms, einem schwarzgelbeu Mantel und 
einem Federbarett. Knaben in altdeutscher Tracht trugen auf reisig 
umwundenen Stangen die Wappen der Städte und Märkte des In- 
Viertels und das österreichische Wappen, weiß gekleidete Mädchen mit 
goldenen Schärpen hielten die von den Wappenschildern herabhängenden 
Bänder. Bier kostümierte Führer geleiteten den von vier Pferden mit 
schweren Decken gezogenen, mit Festvns und Laub reich verzierten Haupt
	        
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