Volltext: Geschichte der Stadt Ried in Oberösterreich. Erster Band. (Erster Band / 1899)

764 Jnviertler Jubelfeier 1879. 
Strachwitz, der Präsident der o. ö. Handels- und Gewerbekammer Eduard 
Wimhölzl mit dem Bicepräsidenten Eduard von Nagel. 
Umgeben von zahlreichem Klerus begann der hochwürdigste Bischof 
um halb 11 Uhr die Festmesse am Hauptplatze an dem dort errichteten 
Altare. Die Veteranenvereine bildeten ein großes Viereck um den Altar. 
Feierliche Stille herrschte unter der Kopf an Kopf gedrängten Menschen 
menge, als die Regimentskapelle das vom Barden Michael Denis aus 
Schärding gedichtete, von Meister Haydn in Musik gesetzte deutsche Meß 
lied begann: „Wir werfen uns darnieder". 
Die ganze Festversammlung begab sich auf den geschmückten Rat 
hanssaal. Außer den schon genannten Festgästen waren zugegen.: die 
drei Bezirkshauptmänner des Jnviertels Joseph Edler von Hueber zu 
Ried, Leopold Tausch von Glöckelsthurm zu Schärding und Dr. Otto 
Schullern Ritter von Schrattenhofen zu Braunau, der Präsident des 
k. k. Kreisgerichtes zu Ried, Franz Haidenthaler, die Bürgermeister der 
zwei Schwesterstädte, Joseph Prechtl von Braunau und Ludwig Pfliegl 
von Schärding. Um 12 Uhr trat der Statthalter in den Saal und 
bestieg die mit Teppichen belegte Estrade. Der Landeshauptmann hielt 
an derselben eine mit folgenden Worten schließende Rede: „Gestatten 
Sie, hochverehrter Herr Statthalter, als von Sr. Majestät an die Spitze 
der Verwaltung dieses Landes berufen, daß ich Ihnen hiemit diese Adresse, 
welche der Landesausschuß im Vereine mit den Gemeinden der dem 
Kaiserstaate durch den Teschener Frieden gewonnenen Teile des Jnviertels 
an Se. Majestät, unsern allergnädigsten Kaiser und Herrn, mit der Er 
neuerung des Gelöbnisses der unwandelbarsten Treue und Anhänglichkeit 
zu richten sich erlaubte, übergebe und an Sie die Bitte richte, dieselbe 
an die Stufen des Allerhöchsten Thrones gelangen zu lassen und sich zum 
Vermittler der darin niedergelegten Huldigung zu machen. Nehmen Sie, 
Herr Statthalter, dieselbe als den unverfälschten Ausdruck der Gesinnungen 
einer treuen, kerndeutschen Bevölkerung entgegen, welche auch fürder in 
guten wie in bösen Tagen mannhaft zu Kaiser und Reich zu stehen 
bereit ist. Möge die Geschichte nach abermals hundert Jahren ein zweites, 
ebenso einmüthiges wie herzlich gemeintes Erinnerungsfest zu verzeichnen 
haben, wie es das heutige ist". 
Die kunstvoll ausgeführte Adresse ruhte in einer aus braunem 
Leder mit erhobenen Randleisten hergestellten und mit den verschlungenen 
Wappen der drei Städte des Jnviertels Ried, Braunau und Schärding 
gezierten Kassette mit der Unterschrift: „13. Mai 1779—1879". Die 
Adresse und die Unterschriften des Landeshauptmannes und des Landes
	        
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