Volltext: Geschichte der Stadt Ried in Oberösterreich. Erster Band. (Erster Band / 1899)

Ried 1849-1857. 
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3. Die Versprechungen des Kaisers Franz I. von 1816 bezogen sich auf 
die Anerkennung Salzburgs als einer selbständigen Provinz, keineswegs aber 
auf die Abtretung des Inkreises an dieselbe. Diese Zusage ist durch die 
oktroyirte Karte vorn 4. März 1849 bereits erfüllt. Der Inkreis hat eine 
Vereinigung mit Salzburg niemals angestrebt. 
4. Die Nachbarschaft des Inkreises ist kein Grund seiner Vereinigung 
mit Salzburg. Die Nachbarschaft des Inkreises zum Hausruckkreise ist eine 
weit ausgedehntere. Beiweiten der drößte Theil des Inkreises steht schon seit 
langer Zeit in den nächsten Beziehungen zu den übrigen drei Kreisen, 
insbesonders zur Hauptstadt Linz. Der Inkreis hat von hier mehr Hilfe 
zu erwarten, „als von dem entfernten, ihn nur an der schmalen Seiten 
berührenden Berglande". 
5. Die Verhältnisse des Verkehres sind gleichfalls kein Grund zur 
Vereinigung. „Der Inkreis fördert regelmäßig sein Getreide nach Tirol und 
Salzburg, zeitweilig auch in das Innere der übrigen österreichischen Provinzen 
und nach Baiern. Ebenso breitet Salzburg seinen Salzreichtum nicht allein 
über den Inkreis aus. Sein Markt ist, wie der jeder Saline, ein großer 
Teil der österreichischen Monarchie . . . Auch Salzburg bezieht seine Bedürf 
nisse von den Marktplätzen zu Wels und Schwanenstadt, ohne sich an den 
speziellen Verkehr mit dem Inkreis zu binden Das Hinzutreten 
politischer Beziehungen kann einen auf wechselseitiges Bedürfnis gegründeten 
Verkehr . . wenig heben . . . Die Berührungslinie des Inkreises mit 
dem Hansruckkreise ist mehr als doppelt so lange, als jene des Inkreises mit 
Salzburg." 
6. Der Bezug von Kolonial-Waaren und die erwartete Errichtung 
einer Eisenbahn sind keine Gründe zum Anschluß. Diese Vortheile liegen 
mehr im Interesse der Stadt Salzburg. 
7. Die Wohlthätigkeitsanstalten der Stadt Salzburg sind keine Landes-, 
sondern nur städtische Anstalten. Die Aufnahme in dieselben findet mit Aus 
nahme des Johanns-Spitales nur bedingungsweise statt. 
8. Die in Aussicht gestellten Darlehen aus geistlichen und weltlichen 
Stiftungen, wie die Errichtung eines Zwangsarbeitshauses können nicht die 
Veranlassung zum Anschlüsse sein. Stiftungskapitalien liegen auf den guten 
Hypotheken des Inkreises, weil das ungeordnete Salzburger Grundbuchs 
wesen keine Sicherheit bietet. 
9. Ein gefahrdrohendes Heranwachsen eines Proletariates in den alten 
Kreisen besteht nicht. „Vergleicht man die wenigen Fabriken der alten Kreise 
und des Inkreises mit dem Umfange des Ackerbaues und seinen noch nicht 
erfüllten Forderungen, so darf man sich der beruhigenden Ueberzeugung hin 
geben, daß Oberösterreich mit dem Inkreise als ackerbautreibendes Land noch 
lange kein Proletariat erziehen wird." Die Gefahr durch das Proletariat 
ist für Salzburg viel größer.
	        
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