Volltext: Geschichte der Stadt Ried in Oberösterreich. Erster Band. (Erster Band / 1899)

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Ried 1848. 
durch die Truppen zum Rückzug gezwungen worden. Auf der Donau 
brücke zu Stein stehen Kanonen, nm bewaffnete Zuzüge aus Oesterreich zu 
hindern. Obwohl stets vom Militär verfolgt, ist es den bewaffneten 
Garden aus Linz, denen sich die Rieder angeschlossen hatten, nach 
zwanzigstündigem Marsche über die Berge gelungen, nach Wien zu ge- 
langen, wo sie mit Jubel empfangen wurden. Sie überliessen den Sol 
daten das Vergnügen, bei Stein auf das leere Dampfboot zu schießen" 
(Wochenbl. 106). 
Windischgrätz umschloß die Stadt. Mittelst Proklamation aus dem 
Hauptquartier Hetzendorf vom 23. Oktober 1848 forderte er von Wien 
und den Vorstädten Unterwerfung binnen 48 Stunden. Er erklärte das 
Standrecht gegen alle, welche sich 1. seinen Maßregeln entweder durch 
eigene That oder durch aufwieglerische Versuche bei anderen widersetzen, 
2. des Aufruhres oder der Teilnahme an demselben überwiesen, oder 
3. mit den Waffen in der Hand ergriffen werden. „Der Einmarsch des 
dem constitutionellen Boden Oesterreichs fremden kroatischen Heeres be 
droht unmittelbar die Thore Wiens. Vergebens bot der Reichstag", so 
lautet dessen Proklamation vom 20. Oktober, „unter Mitwirkung des 
verantwortlichen Ministeriums alles auf, um den Rückzug dieses Heeres 
durchzusetzen. Es bildete vielmehr den Vortrab immer grösserer Truppen- 
mästen, welche die Hauptstadt Wien bereits eingeschlossen haben. Ihre 
Vorposten dringen in die Strassen der zu Wien gehörigen Ortschaften 
bis an die Linien der Stadt. Die auf des Kaisers Wort gesetzmäßig 
organisierte Nationalgarde der Umgebung Wien's wird entwaffnet, fried 
liche Reisende werden gefänglich zurückgehalten, Briefe erbrochen und 
vorenthalten, die Zufuhr von Lebensmitteln abgesperrt .... kurz, mit 
jedem Tage erfährt Wien mehr und mehr das schwere Verhängnis einer 
belagerten Stadt. Vergebens hat der Reichstag mit dem ganzen Gewichte 
seines Ansehens dagegen protestiert. Solchen Thatsachen mußte der 
Reichstag das Bestreben des Wiener Volkes, sich in den Vertheidigungs 
stand zu setzen, als eine Nothwendigkeit anerkennen" (Wvchenbl. 108). 
Es war die „eilfte Stunde". Am 25. Oktober erließ der Gemeinderat 
der Stadt Steyr, „fest entschlossen, den constituierenden Reichstag in 
seiner gesetzlichen, weisen und kräftigen Wirksamkeit nach Bürgerpflicht zu 
unterstützen," an das ständische Verordneten-Kollegium die Aufforderung, 
„Hochselbes wolle unverweilt den Provinzial-Landtag zusammenberufen, 
daniit den Vertrauensmännern aller Stände die Möglichkeit gegeben 
werde, in voller Ausübung ihrer vielbedeutenden Würde und im 
organischen Zusammenwirken in diesen schweren Tagen ihre Pflicht zum
	        
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