Volltext: Geschichte der Stadt Ried in Oberösterreich. Erster Band. (Erster Band / 1899)

Ried 1848. 
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um unseren vielgeliebten Kaiser sich scharen wollen. Sie haben mir dies 
nun, Herr Bürgermeister, feierlich gelobt. Ich nehme im Namen des 
Monarchen als Allerhöchstdessen erster Diener und Beamter im Inkreise 
dies Gelöbnis freudig an. Ich wende mich nun an das vor mir stehende 
Bürgercorps, welches mit der Bewilligung unseres höchstseligen Kaisers 
Franz schon seit einer längeren Reihe von Jahren gebildet und mit Aus 
zeichnung bestehend, den Kern der künftigen hierortigen Nationalgarde 
darstellen wird, dieser Garde, deren großmütige Bewilligung das dritte 
Geschenk ist, welches unser allgeliebter Ferdinand seinen Völkern während 
der merkwürdigen Tage, den 13., 14. und 15. März, gemacht hat. Sie 
haben, meine Herren, in den jüngst verwichenen Tagen die sprechendsten 
Beweise abgelegt, daß Sie den Zweck Ihres Corps, zu dessen Erreichung 
die Nationalgarde bewilligt wurde, richtig begriffen haben. Sie haben 
bereits kräftig zur Erhaltung der Ruhe und Ordnung mitgewirkt, als 
einige Böswillige und Irregeführte oder Unverständige im blinden Wahne 
gegen einige Organe der öffentlichen Verwaltung sich vergessen hatten 
und durch gewaltthätige Handlungen ihren Mutwillen gegen diese an den 
Tag legen wollten. Ich danke Ihnen von Herzen für dieses öffentliche 
Zeugnis, für Ihre dadurch bewiesene gute Gesinnung und Ihre treue An 
hänglichkeit an Kaiser und Vaterland." So schloß der Kreishauptmann 
seine von Beifallsbezeigungen begleitete Rede. 
Der ganze Festzug wollte sich zum Kreisamte begeben, um dem 
Kreishauptmann als Stellvertreter des Kaisers die gebührende Ehre zu 
bezeigen. Doch diese wurde des zunehmenden Regens wegen abgelehnt. 
In verschiedenen Gasthäusern war für die Marktarmen ein Mahl bereitet. 
Die Bürgerschaft hatte auf ein Festmahl verzichtet und dafür Beiträge 
zur Armenspeisung gesammelt. Abends durchzog die Bürgergarde mit 
Janitscharenmusik die Gassen. 
Zur Nachfeier wurde am 26. März 1848 im Gesellschaftstheater 
von Theaterfreunden zu Ried das deutsche Nationaldrama: „DerFürst 
und sein Volk" aufgeführt. Der bürgerliche Kaufmann Johann Häntschl 
hatte hierzu einen Prolog gedichtet. Die Liedertafel trug in den Zwischen 
akten mehrere Gesangsstücke vor, darunter die Volkshymne und „Was ist 
des Deutschen Vaterland?". Der Reinertrag floß den Armen zu. 
Volle acht Tage nach dem Feste waren die Häuser des Marktes 
Ried beflaggt. Am 31. März 1814 siel Paris. Die Verbündeten 
zogen in die Stadt. Am 34. Jahrestage dieses weltgeschichtlichen Er 
eignisses entfernten die Bürger von Ried die aus Anlaß des Konsti 
tutionsfestes aufgezogenen Fahnen von ihren Häusern.
	        
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