Volltext: Geschichte der Stadt Ried in Oberösterreich. Erster Band. (Erster Band / 1899)

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Ried 1848. 
zurück. Es wurde ein großes Viereck geschlossen. Auf dem Balköne des 
Rathauses erschien der Bürgermeister Franz Lav. Rothbauer, umgeben 
vom Magistrate und den Spitzen der Behörden. Er las die kaiserliche 
Proklamation: 
„Wir Ferdinand der Erste, von Gottes Gnaden Kaiser von Oesterreich, 
haben nunmehr solche Verfügungen getroffen, die Wir als zur Erfüllung der 
Wünsche Unserer treuen Völker erforderlich erkannten. 
Die Preßfreiheit ist durch Unsere Erklärung der Aufhebung der Censur 
in derselben Weise gewährt wie in allen Staaten, wo sie besteht. 
Eine Nationalgarde, errichtet auf den Grundlagen des Besitzes und der 
Intelligenz, leistet bereits die ersprießlichsten Dienste. 
Wegen Einberufung von Abgeordneten aller Provinzial-Stände und 
der Central-Congregation des lombardisch-venetianischen Königreiches in der 
möglichst kürzesten Frist mit verstärkter Vertretung des Bürgerstandes und 
unter Berücksichtigung der bestehenden Provinzial-Verfassungen zum Behufe 
der von Uns beschlossenen Constitution des Vaterlandes ist das Nöthige 
verfügt. 
Sonach erwarten Wir mit Zuversicht, daß die Gemüther sich beruhigen, 
die Studien wieder ihren geregelten Fortgang nehmen, die Gewerbe und der 
friedliche Verkehr sich wieder beleben werden. 
Dieser Hoffnung vertrauen wir um so mehr, als Wir Uns heute in 
euerer Mitte mit Rührung überzeugt haben, daß die Treue und Anhänglichkeit 
die ihr seit Jahrhunderten Unseren Vorfahren ununterbrochen und auch Uns 
bei jeder Gelegenheit bewiesen habt, euch noch jetzt wie von jeher beseelt. 
Gegeben in Unserer kaiserlichen Haupt- und Residenzstadt Wien, den 
15. März 1848, Unserer Reiche im vierzehnten Jahre. 
Ferdinand." 
Es folgten Trompeten- und Paukenschall. Die Kapelle des Bürger 
corps spielte die Volkshymne; das Volk stimmte ein. Das Bürgercorps 
und das Militär, eine Jägerabteilung, gaben eine Salve. Unter Pöller- 
knall wurde ein dreimaliges Hoch auf den Kaiser ausgebracht. 
Darauf ergriff der Regierungsrat Johann Nep. Fritsch, Kreis- 
hauptmann im Jnviertel, das Wort. Er sprach von den durch die 
Konstitution verliehenen Rechten und den daraus folgenden Pflichten: 
,/Jch wende mich an Sie, Herr Bürgermeister, als Vertreter der hiesigen 
Bürgerschaft! Reichen Sie die Hand und versprechen Sie mir im Namen 
aller Bürger, daß Sie alle in solcher Art den Erwartungen Sr. Majestät 
entgegenkommen, daß Sie den Gesetzen und Verordnungen Achtung und 
Wirksamkeit sichern, daß Sie für die Ruhe und Sicherheit dahier kräftigst 
wachen, daß Sie einig, fest und stark, einer für alle und alle für einen
	        
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