Volltext: Geschichte der Stadt Ried in Oberösterreich. Erster Band. (Erster Band / 1899)

Ried 1805—1806. 
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leidigen Gäste vom Halse zu haben. Die Gemeinen aßen große Quanti 
täten, ein Mann für sechs, sie waren aber auch mit schlechter Kost zu 
frieden. Die Offiziere handelten bescheidener. Sie bezahlten ihre Ein 
käufe von Tuch, Leinwand, Hals- und Schnupftüchern mit russischem 
Rubelgelde. 
Am 10. Oktober war General Mack von Napoleon bei Ulm ein 
geschlossen worden. 25,000 Mann mußten die Waffen strecken. Erz 
herzog Ferdinand und Schwarzenberg retteten sich mit einem Teile der 
Kavallerie mitten durch den Feind nach Böhmen. Gedrängt von Berna- 
dotte und Wrede retirierte General Kienmayer am 15. und 16. Oktober 
von München her an den In und vereinigte sich mit den bei Braunau 
stehenden Russen. Die Oesterreicher rückten darauf abermals nach Marktl 
vor, zogen sich jedoch bei der Ngchricht von Macks Niederlage wieder 
nach Braunan zurück. Am 24. Oktober passierte Mack Braunau. Meer 
veld folgte mit den Trümmern des österreichischen Heeres. Am 27. Oktober 
um 1 Uhr nachmittags steckten österreichische Artilleristen die Jnbrücke zu 
Braunau in Brand. Um den Proviant vor dem Feinde zu retten, 
wurden Korn und Kommißbrot am 28. unter die bürgerlichen Leute 
verteilt. 
Am 26., 27., 28. und 29. Oktober 1805 retirierten bei 40,000 Mann 
russischer Truppen im schlechtesten Herbstwetter die Straße nach Hag. 
Der Winter dieses Jahres war ohne Schnee gewesen. Dafür regnete 
es im Winter, im unfreundlichen Sommer und Herbst, manchmal in 
Strömen. Alle Häuser und Gassen in Ried waren voll. Der Rück 
marsch geschah sehr eilig. Eine ordentliche Einquartierung und Verrechnung 
waren unmöglich. Die ständische Fleischregie hatte 45 Schlachtochsen im 
durchschnittlichen Gewichte von 4 Centn er 56 Pfund, zusammen 205 Ctr. 
20 Pfd., gestellt. Beim Rückmärsche waren nur mehr 33 Ctr. 14^ Pfd. 
übrig. Es wurden den Bürgern in Ried die lebenden Ochsen aus den 
Ställen genommen, so dem Brauer Georg Neuhauser am 26. Oktober 
2 Ochsen im Gewichte von 12 Ctr. Die Soldaten schlachteten sogleich 
im Markte und schleppten das Fleisch in das Lager. Dem Brauer 
Joseph Neuhauser wurden gleichfalls am 26. Oktober im Beisein des 
Syndikus und Marktkammerers zwei schöne Ochsen im Gewichte von 
14 Ctr. weggeführt, einer sogleich geschlachtet und das Fleisch unter die 
kampierenden Truppen verteilt. Am 28. Oktober nahmen Russen dem 
Brauer Joseph Neuhauser in Gegenwart des Bürgermeisters 4 Ochsen 
im Gewichte von 25 Ctr., die Asow - Musketiere in Gegenwart des 
Kämmerers 2 Ochsen im Gewichte von 14 Ctr. weg. Vier davon wurden
	        
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