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Ried 1779—1800.
rechtigkeiten für Reale gaudiert und exerciert worden, welche zum Voraus
eine schädliche Beeinträchtig- und Nahrungs-Abspannung entgegensehen
dürfen, so zeiget es sich offenbar, daß die mehreste hiesige Bürgerschaft wegen
solchen Erduldungen und, weil ihnen ein gar weniger Nahrungszweig
mehr zufliesset, welches sich bei vorzunehmender Untersnchung allenthalben
als richtig erweisen wird, in einem gar schlechten contributionsfähigen
Stande, wohl aber sehr viele tief in Schulden versenkter sich befinden
und gleichwohl sehr kümerlich ihr künftig noch härteres Schicksal erwarten
müssen".
Ried unter österreichscher LandesgoAeit As zu den
französischen LinWen 1779—1800.
9ald nach dem Uebergang des Jnviertels an Oesterreich er
hielt das Marktgericht Ried eine neue Organisation. Bisher bestand
die Ratsversammlung aus einem inneren und äußeren Rate. Der innere
Rat zählte sechs, jede von den zwei Bänken drei, der äußere Rat zwölf,
jede Bank sechs Mitglieder. Im inneren und äußeren Rate zusammen
saßen achtzehn Bürger. An ihrer Spitze stand der Marktrichter. Die
Wahl geschah nach der Ratswahlordnung vom 8. Juli 1539. Die Ge
schäfte besorgte der Marktschreiber, ein in den Rechten bewanderter Mann.
An die Stelle des Marktgerichtes trat 1788 nach österreichischer Einrichtung
ein Magistrat mit einem Bürgermeister, einem Syndikus, zwei Rats-
nnd vier Ausschußmännern, vier Viertelmeistern und in jedem Viertel
vier Ausschüssen. Der Syndikus war ein mit der Verwaltung ver
trauter, in den Rechten geprüfter Beamter. Er wohnte im Syndikats
gebäude, dem ehemaligen Merzhaus am Roßmarkt Nr. 88 (97),
neu 29. Damals wurde auch das Bürgermilitär organisiert. Es erhielt
eine „Grenadier- und Fuseliercompagnie" (Listle, 27).
Im Jahre 1780 wurde eine Buchdruckerei in Ried errichtet. Der
erste Buchdrucker hieß Mathias Leopold Kränzl aus Krems. Er bewarb
sich bei der Kaiserin Maria Theresia um „die Freiheit" zur Errichtung
einer Buchdruckerei im von Oesterreich neuerworbenen Jnviertel. Der