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Ried 1745—1779.
Magistrat zu Ried schrieb an beide Städte, darauf erfolgte aber die
Antwort, „daß dem nicht also sei und sie ihnen nicht getrauen". Am
30. April erließ der Rat den Auftrag an die Bäcker: „Weilen durch die
Bürgerschaft vielfach beschwersweis angebracht worden ist, daß, sobald
ein Fuhrmann hereinkommt, die hiesigen bürgerlichen Bücken alsbald
dareinfallen und das Getreid kaufen, sohin auf einen hohen Preis hinauf
treiben, als ist der Schluß dahin ergangen, daß sie Bücken, wie vor
diesem beschehen ist, vor 10 Uhr nicht kaufen sollen bei Strafe" (8—9).
„Am 3. Juni wurde die mittellose Burger- und Jnwohnerschaft vorge
rufen und befragt, wem von den 10 Schüsseln Korn aus dem hiesigen
Magazin etwas zugetheilt werden solle" (10)- Am 15. Januar 1773
erging ein Regierungsauftrag an den Rat, „daß man auf den Grund
sehen, auch allenfalls die Bräuschaft und andere zu Protokoll vernehmen
solle, woher es denn eigentlich komme, daß die Gersten und alles übrige
Getreid in so hohem Preis stehen und nicht geringer erkauft werden
können, so denen gesammten Bücken und Bräuen publiziert worden ist" (3).
In den nächsten Jahren kehrte die frühere Wohlfeilheit des Ge
treides wieder.
Am 18. November 1771 brachte ein Leinwebersweib zu Ried
eine Mißgeburt zur Welt. Kopf, Brust und Füße waren die eines
Menschen, die Augen wie von einem Hahne, die Stirn geformt nach Art
ein Indian-Kopfes. Die Nase fehlte gänzlich. An ihrer Stelle zeigte
sich ein Anhängsel (Taufb. IV., 710).
Am 13. September 1775 erging von der Regierung zu Burghausen
an den Magistrat zu Ried der Auftrag: „Welchergestalten euch die Con-
scription in Nähr- und Zährstandssachen unlängst remittirt worden, habt
ihr euch annoch gehorsambst zu erinnern. Nun und obschon man Ursach
genug hätte, euch sogleich die Kanzlisten-Execution zuzusenden, so wollen
wir doch solche aus Gnaden noch zuruck lassen und zur Einsendung der
Conscription den Termin bis 18. dies ertheilet haben". Diese Konskription
und Numerierung der Häuser stimmt mit der Numerierung von 1779 zu
sammen. In diesem Jahre wurde die Numerierung für das ganze Jn-
viertel angeordnet. Nach der Konskription von 1775 waren im Markte
Ried: Kirchen 3, geistliche Personen 7, Adelige 26, Kirchendiener 6,
Schreiber 6, Doktor 1, Totengräber 1, Bürger 210, mit Gerechtigkeit
219, Meister 165, Gesellen 48, Lehrjungen 18, Summa Summarum
der erwachsenen Leute männlich 556, weiblich 604, Kinder unter 15 Jahren
männlich 204, weiblich 191, uneheliche Kinder männlich 1, weiblich 6, die
Zahl aller Einwohner 1562, der Häuser 317, der Herdstätten 447 (Notizen, 25).