Volltext: Geschichte der Stadt Ried in Oberösterreich. Erster Band. (Erster Band / 1899)

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Nied während des Krieges 1740—1745. 
bequartiert werden. Am 23. November wurde darüber Rat gehalten 
(Ratsprot. 55). In den Gotteshausrechnungen von St. Anna heißt 
es: „Vom Servisamt oder gemeinem Markt feint, da anno 1741 
Herr Schlislberger Quartiers-Commisfarius gewesen, aus Mangel anderer 
Gelder von St. Anna 100 Gulden 26 Kreuzer 2 Pf. hergenommen worden". ^ 
Bei öffentlichen Anlagen griff man damals gewöhnlich bei Abgang 
anderer Gelder nach den Barschaften der Gotteshäuser. Am 25. April 
1740 erlegte die Rieder Marktkammer beim Hofzahlamte in München 
ein gefordertes Anlehen von 2000 G. Dazu verwendete man ein der 
Pfarrkirche von dem in Ried verstorbenen Pfarrer Franz Paul Stieler 
von Weilbach zugekommenes Legat von 500 G. (Kirchenrechn. 1759, 
Fol. 35), ebenso vom Spital 500 G. Mittelst Verordnung vom 3. Sep 
tember 1741 ließ der Kurfürst alle Gotteshans-Barschaften bis auf den 
sechsten Teil gegen 5 Prozent zu Kriegszwecken beheben. Diese Kapi 
talien bildeten als Landesdefensionsanlehen von 1741, 1742 und 1743 
einen Teil der altbairischen oder Jnviertler Schuld. 
Am 24. Januar 1742 wurde Karl Albert von den deutschen Kur 
fürsten in Frankfurt einstimmig zum Kaiser gewählt. Die thätige Hilfe 
des Kurfürsten von der Pfalz, das Gold Frankreichs und die Siege 
Friedrichs II. von Preußen über Oesterreich verhalfen ihm zur Kaiser 
krone. Am 29. Januar 1742 gab die Regierung zu Burghausen dem 
Rat zu Ried die Nachricht, „wie Ihre churfürstliche Durchlaucht, unser 
gnädigster Herr, zum König und Kaiser des römischen Reiches erwählet 
worden, so dann hierauf vom hochgedachten hohen Officio die Befehl unter dem 
Namen der kaiserlichen Regierung ausgefertigt werden, als hat man sowol 
dieses als alle anderen Protokolla mit dem Namen des kaiserlichen Markts 
hierauf überschreiben lassen" (Ratsprot. Vormerk.). Bei der Reise des 
Kurfürsten nach Frankfurt mußten die Unterthanen Pferdevorspann leisten. 
„Zur Bestreitung der Frankfurt'schen Pferdevorspanns - Unkosten mit 
Führung der kurfürstlichen Sachen dorthin hat man der unumgänglichen 
Notdurft nach und aus Mangel anderer Geldmittel mit Signatur von 
Richter und Rath in Ried vom 23. Oktober 1741 von St. Anna die 
vom Müller Kaspar Englmüller heimbezahlte 100 Gulden entnommen." 
So die Kirchenrechnungen von St. Anna. 
Indes hatten auch die Oesterreicher ihre Rüstungen vollendet. Ein 
Heer von 30,000 Mann, meistens aus Husaren, Gränzern, wilden Pan 
duren, Dalmatinern und Haiducken bestehend, rückte unter der Anführung 
des Grafen Ludwig Khevenhüller in Niederösterreich gegen die Ens vor. 
Das französisch-bairische Armeecorps mußte der Uebermacht weichen. Es
	        
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