Ried 1648—1701.
815
nur ein Rekompens zustehe, die Zehrungen bei den Rechnungsaufnahmen,
die Errichtung der zwei Marktbrunnen aus rotem Marmor ohne Be
willigung, die Verehrungen bei der jährlichen Spitalspende, die nicht
genug versicherte Anlage von Stiftungskapitalien auf Häusern, die nach-
lässige Bierbeschau durch die Beschauer und Marktdiener, „da das Bier
mehrertheils sehr schlecht und in einem ziemlich hohen Satz verleutgeben
wird", die geringen Strafen der „fälligen Bierpreu", das Verkaufen allen
Fleisches zu gleichem Satz, unbeschaut und in den eigenen Häusern, nicht
in den Fleischbänken durch die Fleischhacker, den hohen Tarif des
Brotes „bei der gegenwärtigen wohlfeilen Traidzeit" für die Bäcker zu
Ried, „so ohnedas das kleinist und schwärziste Brod haben", das
Ausbleiben und später Erscheinen innerer Ratsfreunde, „so dem Trunk
ziemlich ergeben und dann zu Zeiten bezecht im Rath erscheinen", die
Verrechnung der Ratswahl - Mahlzeiten für die „entblöste" Markt
kammer, die starken Zechen bei Aufnahme eines neuen Meisters und
den „Meisterstücken" in den Handwerken. Richter und Rat übergaben
ihre „Verantwortung" an den geheimen Rath. Mittelst Bescheid vom
15. November 1670 wurde den Ratsgliedern die Zahlung von
102 Gulden Kommissionskosten endgültig aufgetragen. (Reichsarch.
München. Ger. Ried. Fase. 7. Nr. 25.)
Am 3. November 1668 sandten Richter, innerer und äußerer Rat
an die Regierung zu Burghausen eine Erläuterung, „welchergestalten
bei dem churfürstlichen Markt Ried die Gewerbschaften, so vor diesem
in flore gewest, einestheils abgenommen, und wie einem oder dem
anderen wiederumben aufzuhelfen sein möchte". Es ist dies ein inter
essantes Zeitbild von den damaligen Handels- und Gewerbeverhältnissen
des Marktes Ried: „Belangend erstlich die Leinwandhandlung, so vor
diesem der einträglichsten Gewerb eines, zugleich Preuen und Pecken
nützlich gewest, ist derorten in ein merkliches Abnehmen kommen,
zemalen die Märkt Hag, Riedau, Neumarkt, Peuerbach, Frankenburg
und Vöcklabruck, früher Arbeit und Gewirk mehrerntheils hiehero ge
bracht, welches ihnen von denen, die sie guten Theils nach Bozen
verführen und in Jtalia verhandeln, und denjenigen, so es commis
sionsweis vor anderen Handelsleuten um eine gewisse Provision erkauft,
abgehandelt worden, vermittelst welchen Zugangs beide Handwerke der
Preuen und Pecken zugleich einen Verschleiß des Biers und Brods
gehabt. Nebst dieser Hauptursach werden die Leinwandwaaren jetzt zwar
merklich mehr nach Jtalia überführt. Der Verschleiß von hier ist aber bei
weitem nicht mehr so groß .... Die meisten Leinwandwaaren werden