Volltext: Geschichte der Stadt Ried in Oberösterreich. Erster Band. (Erster Band / 1899)

Ried 1648—1701. 
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Es nahte abermals die Türkengefahr. Den Ernst der Zeit mag 
man aus den Anordnungen des Bischofes von Pasfau vom 3. Juni 1663 
ermessen: es solle mäuniglich in den Märkten des Hochstiftes und ans dem 
Lande beim Läuten der Glocke nach dem Ave Maria um 12 Uhr mittags 
fünf Vater unser und Ave Maria um Abwendung des Zornes Gottes 
und der Gefahr durch den Erbfeind beten, dabei das Haupt entblößen 
und niederknieen, wenn er auch bloß über Land reiset oder auch ein aus 
wärtiger Burger, Inwohner oder Unterthan ist, sonst der Amtmann ihn 
ermahnen, den Hut wegnehmen und dem Gerichte zur strengen Bestrafung 
übergeben (Mdl., Obernb., L, 148—49). Die Gotteshäuser und Stif 
tungen in Baiern mußten den 20. Teil ihres jährlichen Einkommens als 
^Türkensteuer entrichten, also 4 Kreuzer von einem Gulden, jeder Ehe 
mann für seine andere Hälfte einen halben Thaler. Der Chronist von 
Ranshofen machte hierzu die Bemerkung: es hätten manche Männer ihre 
Ehehälfte nicht zu einem halben Thaler angeschlagen oder sie um solchen 
Preis wohl lieber gar verkauft Mdl., Braunau, I., 130). Die Türken 
steuer dauerte fort bis zum Waffenstillstände nach der Schlacht bei 
St. Gotthard am 1. August 1664. Zu Anfang dieses Jahres wurde der 
Extraordinari-Türkenanlage wegen auch der Markt Ried beschrieben. 
Das Ratsprotokoll (4) vom 11. Januar berichtet: „Es ist der churfürst 
liche Regimentsbefehl vom 4. dies sammt dem gedruckten Mandat und 
Instruction abgelesen und darüber zur Vornehmung der Beschreibung der 
Ehehalten, Handwerksgesellen und erwachsenen Kinder, auch Jnleut und 
dergleichen Personen Samuel Meyer inneren, und Michael Perger äusseren 
Raths in dem ersten und änderten, Sigmund Schmidleitner des inneren, 
Abraham Lemperger äusseren Raths im dritten und vierten Viertel von 
Haus zu Haus verordnet worden, die Extra-Ordinari-Anlag wider die 
Türken betreffend". Vom 16. Januar: „Es ist auch wegen der Extra- 
Ordinari-Anlage wider die Türken deliberiert worden". Vom 21. Januar: 
„Samuel Meyer, Christoph Kirchmayr, Abraham Zeillinger des inneren, 
Joachim Frähamer, Abraham Lemperger und Matthäus Schnizer des äusseren 
Raths sind zur Einnehmung der Extra-Ordinari-Anlage wider die Türken 
deputiert worden". Die Furcht vor den Türken war sehr groß. 1663 hatte 
sich die Kunde verbreitet, es kämen türkische Mordbrenner in das Land. 
Die Thorwächter und Marktdiener in Ried bekamen den strengen Auf- 
trag zur Bewachung der Thore. Am Ostertage 1663 abends erschienen 
ein Korporal und fünf Karabiner von der berittenen kurfürstlichen Leib 
garde beim oberen Thore. Der Marktrichter Wolf Aemersperger ließ 
sie nicht ein. Er wurde durch den Kurfürsten seines Richteramtes und
	        
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