Volltext: Geschichte der Stadt Ried in Oberösterreich. Erster Band. (Erster Band / 1899)

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Ried 1618—1648. 
den Markt Altheim als Quartier bestimmt. Dafür kamen andere. Die 
Reiter Lindlos und ein Fähnlein Fußvolk wurden in Hönhart bequartiert. 
Sie plünderten die Häuser völlig aus, jagten die Einwohner hinweg, 
erschlugen das Vieh auf den Feldern und streiften plündernd in die 
Umgebung. Die Ueberreste des Hübner'schen Regimentes zählten mit 
Weibern und Kindern 2000 Köpfe. Diese kamen in den Markt Altheim 
von beiläufig hundert Häusern. Mancher Bürger erhielt fünfzig und 
mehr Leute ins Quartier. Konnte er das Begehrte nicht herbeischaffen, 
so wurde er mißhandelt oder geplündert. Nach und nach verlegte man 
die größere Masse auf die umliegenden Dörfer. Dadurch kam das Elend 
auch unter die Bauern. Der Markt Altheim erhielt doch keine Milderung. 
Viele Klagen sind auch über Kurtembachs Reiter aufgezeichnet. Die 
Soldaten und Landfähnler nahmen den Bauern überall das Vieh und 
begannen mit dem Abschießen des Wildpretes in den kurfürstlichen Forsten. 
Offiziere erlaubten sich Gelderpressungen. Die Not rechtfertigte teilweise 
die Excesse. Die Kommissare in Ried vermochten nicht die notwendigen 
Lebensmittel zu schaffen. Es reichte nicht einmal das Geld zur Bezahlung 
der angeworbenen Soldaten. Die Landfahnen hatten den größten Teil 
ihres Soldes ausständig. Die Landfähnler benützten daher jede Gelegen 
heit zum Ausreißen. Zwei Kompagnien Landreiter erklärten ihrem Ritt 
meister Tiburtius von Wendstorf, sie müßten aus Not heimziehen, wenn 
er sie nicht entlasse. Die bedrückten bairischen Bauern wurden deshalb 
immer schwieriger. In der Umgebung von Ortenburg erschlugen sie 
einzelne plündernde Holsteiner. Am 3. Oktober trieben 600 Bauern in 
der Nähe von Ried eine Kurtembach'sche Kompagnie mit Gewalt aus 
den Quartieren und verfolgten sie weit hinaus ins freie Feld. Die 
Kommissare in Ried besorgten einen allgemeinen Aufstand der Bauern, 
wenn die Soldaten nicht bald weggeführt würden (ebend. L, 270—272). 
Der Kurfürst bereitete eiligst einen zweiten Einmarsch in Ober 
österreich vor. Es wurden die Truppen abermals mit Waffen versehen, 
neue Offiziere ernannt und die Fahnen wiederum organisiert. Die 
Rieder Kommissare sollten den Soldaten den Wahn von der Unver 
wundbarkeit der Bauern benehmen: „daß man doch dergleichen vorher» 
niemals gehert, noch erfahren hab, daß die Paurn sowol von den 
Kaiserischen, als Ihre kurfürstlichen Durchlaucht Kriegsvolk, wie man sie 
am Samstag das erste Mal angriffen, haben können erschossen und 
erschlagen werden." Es wurden auch 200 neugeworbene Knechte aus 
Donauwörth und zwei Fähnchen aus Heidelberg berufen. Freiherr 
Gottfried Heinrich von Pappenheim trat auf den Schauplatz: Er war
	        
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