Volltext: Geschichte der Stadt Ried in Oberösterreich. Erster Band. (Erster Band / 1899)

Ried 1435—1504. 
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Rechten einen Jahrmarkt ans den Sonntag nach St. Gilgen (Aegyd) mit 
achttägiger Freinng zuvor und danach. Daß wirklich zu jener Zeit an 
der Marktkirche gebaut wurde, beweist auch die Erlaubnis des Herzogs 
in dem gleichen Privilegium zum Bezüge des zum Baue der Kirche 
bedürftigen Holzes aus dem Ried durch die Bürger: „Wir haben auch 
den vorgenanten vnsern bürgern zu Ryed dy besunder gnade 
gethan, wacz sy holczs zu dem go'tshaws dez heilgen herren sant 
Peters zu Ryed, zu torren vnd prugken, zu slachten für dy graben 
vnd sust, den markt zu bevesten, bedürfen, daz sy daz ab vnserm 
korst dem Ryed nemen rnügen, doch mit rat vnd mit wissen vnseres 
pflegers daselbs“. Der Bau wurde daher für unsere Gegend und die 
gotische Bauart in verhältnismäßig früher Zeit geführt, daher gewiß 
nieder und ohne sonderliche Zier. Es ist wahrscheinlich, daß im Laufe 
des 15. Jahrhunderts an den Haupt- und den zwei Seitenschiffen und 
den Kapellen fortgebaut wurde. Der Turm ist in der zweiten Hälfte 
dieses Jahrhunderts aus Tust- und Ziegelsteinen im Quadrate gebaut 
worden. Das Gewölbe im ebenerdigen Geschosse zeigt noch die gotischen 
Rippen. Der Turm trug ursprünglich ein Satteldach. Die an den 
selben anstoßende, um das Jahr 1500 erbaute St. Annakapelle ist der 
jüngste Bauteil der ehemaligen gotischen Kirche. 1463 wurde der 
Markt Ried von einem großen Brande heimgesucht. Im Stadtarchive 
liegt ein Pergament-Gerichtsbrief des Marktgerichtes von Mittwoch nach 
Suntag Inuocauit in der Fasten, 2. März, 1463 für die gemeine Zeche 
U. L. Frau. Es heißt darin: „wie .... der lieben Frawn Zech 
Brief, Sigel und Pücher in der Prunst verprunnen wären". In dieser 
Brunst litt wahrscheinlich auch die Kirche Schaden. Sicher sind danach 
die Häuser am Marktplatze und am Roßmarkte neu gebaut worden. Die 
gotischen Gewölberippen an den jetzt abgerissenen ärarischen drei Häusern 
Nr. 7, 8 und 9 (alt 140, 139 und 138) weisen in ihren Bauformen 
auf die Jahrzehnte nach dem großen Brande hin. 
Im 15. Jahrhunderte schritt auch die Festigung des Marktes 
mittelst eines Grabens, Thore und Zugbrücken vor. Dies beweist die 
Bewilligung des Holzes hierzu im oben angeführten herzoglichen Markt 
privilegium vom 29. Januar 1416. Die Anlage des Grabens an der 
Westseite des Marktes auf einem Schwarzmann-Grunde des Stiftes 
Reichersberg 1433 wurde bereits angeführt (vgl. S. 135 — 36). 
Ein Bürger von Ried, Hans Permod, stiftete mildthätigen Herzens 
für verarmte Mitbürger ein Spital nach der Zwölfzahl der heiligen 
Apostel. Er baute dazu zu Ehren des hl. Geistes eine Kirche. Der
	        
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