Volltext: Geschichte der Stadt Ried in Oberösterreich. Erster Band. (Erster Band / 1899)

Nieder Wappen. Gründungssage 1435. 
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Meinung beschloß auch Eckart hier sein Leben. Nach Andreas von 
Regensburg haben andere ältere Geschichtsschreiber wie Arenpeck 
(Pez Thes., III., 3., 238) und Lazius (De migr. gent., 290) die 
Bundschuh-Sage erzählt. 
Die Ausschreibung der Sage entstand gegen das Ende des 15. Jahr 
hunderts. So behauptet Stülz mit Recht. Den Besitz von Holland hatte 
das Haus Wittelsbach durch die Kaiserin Margaretha, Ludwig des Baiers 
(f 1347) Gemahlin, erlangt. Mit dem Tode des Herzogs Johann wurde 
Holland im Jahre 1424 wieder verloren. Begraben liegt zu Straubing 
Herzog Albrecht II. Er ist 1399 gestorben. Der Schreiber der Sage 
versetzt aber die Erwerbung Hollands in die Zeit der Kreuzzüge. Er 
macht dieses zum Geschenke des Kaisers Friedrich für die ritterlichen 
Thaten des getreuen Eckart. 
Ueber die Anhänger bemerkt Stülz mit Unrecht, daß sich dieses 
Geschlecht über das 14. Jahrhundert nicht hinauf verfolgen lasse. Er 
stellt die Frage auf, woher es komme, „daß Dietmar der Anhänger, 
welcher dem Vorgeben nach sein Geburtshaus und, weiß Gott, wie viele 
Güter dem Stifte Reichersberg vergabte, in dem sehr weitläufigen und 
reichhaltigen Traditionsbuche gar nie genannt wird". 
Jodok Stülz faßt seine Erläuterungen in folgende Sätze zusammen: 
1. Es gab nie einen Herzog Eckart von Baiern. Auch Graf Eckart von 
Scheiern hat nicht unter Herzog Gottfried von Lothringen den Kreuzzug mitgemacht. 
Was uns von seinen Thaten vor Jerusalem, von seinem Bundschuh-Panier, 
von seinem Schildknappen Dietmar dem Anhänger berichtet wird, ist somit eine 
bloße Sage. 
2. Graf Eckart kann nicht der Gründer des Marktes Nied sein (freilich nicht!) 
Die Güter der Grafen von Scheiern zur Zeit Eckarts lagen an der Ammer, Glan, 
Ilm und Isar. Diesseits des In besaßen sie nichts, sie konnten deshalb weder 
etwas verwenden noch verschenken. Es läßt sich meines Wissens mit Zuverlässigkeit 
nicht nachweisen, wer im 12. Jahrhundert Nied besaß. Doch nehmen die nam 
haftesten Forscher wie Lang und Büchner an, daß es zur Grafschaft Schärding 
gehört habe. Diese besaß bis zum Tode Eckbert III. das uralte und reiche Grafen 
geschlecht von Formbach-Püten Im folgten die Grafen von Andechs. Im Jahre 1248 
verlieh Kaiser Friedrich II. die Grafschaft an Herzog Otto von Baiern Wittelsbach. 
3. Aus demselben Grunde kann der Markt Nied dem Grafen Eckart sein 
Wappen nicht verdanken. Ein solches Wappen mit KunÜfiguren wäre überhaupt 
ein wahres Unikum in dieser Zeit. Nach der Ansicht der größten Diplomatiker wie 
Heineccius und Mabillon kommen Städtewappen erst im 12. Jahrhundert vor. 
In Oesterreich findet man dergleichen erst ein Jahrhundert später. Die Wappen 
zeigen gewöhnlich Türme, Mauern, Schutzheilige, den Schild der Herren. Das 
Marktwappen datiert vom 4. Mai 1435.
	        
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