Volltext: Geschichte der Stadt Ried in Oberösterreich. Erster Band. (Erster Band / 1899)

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Rieder Wappen. Gründungssage 1435- 
Der erste Teil der Sage von Herzog Eckart findet sich in der 
bairischen Chronik des Priesters Andreas von Regensburg. Er schrieb 
dieselbe im Jahre 1425 in lateinischer Sprache und übersetzte sie nach 
zwei Jahren ins Deutsche. Die Sage lautet nach der deutschen Ueber- s 
setzung (Stütz- 49—50): 
„Man list in Cronicken zu Scheyren, dp mir bisher in Dewtsch sind ze 
Handen kamen, daß Graf Eckhart zu Scheyren widerkriget vm das Herzogtum in 
Bayren vnd von der Sach wegen hab er dp Vageren drey Stundt gefürt auf 
das Reich. Da ward geteydingt, daß im das Herzogtum wider ward. Vnd solt 
er mit allen den Seinen faren gein dem heiligen Grab. Vnd das Hör chom gein 
Constantinopel, do ward geraten, man sholt ze Fuessen ziechen. Nun het der vor- . 
genant Graf Eckhart Puntschuech an mit roten Ryemen vnd damit was er in dem 
Hör gar erkant. Vnd wo sy des Nachtes lagen, da steckt man am Schuech, zu dem 
sich dann vil Volckes leget. Also kam auch das, daß man ain Schuech macht in 
das Panir vnd vnter dem Zaichen ward das heilig Grab gezwungen. Also empfie 
er den Nam, daß man in Hertzog Puntschuech nennet vnd zu einer künftigen 
Gedächtnuß, daß Jerusalem ze Fuessen gezwungen ward, sollt er vnd dy Seinen 
fiteren den Puntschuech." 
Zu dieser Erzählung der Chronik von Scheiern machte Andreas 
die Bemerkung: „Ich main, daß dy yetzund genant Sach, daß man das 
heilig Land gewunnen hat, sey geschechen vnder Kayser Heinrich dem 
Vierden, do Vrbanus der ander Pabst was vnd Hertzog Godefrid zu 
Lotharingia zewang Jerusalem." 
Dem entgegen setzt Jodok Stülz folgende Thatsachen fest: Unser 
Chronist lebte dreihundert Jahre nach dem erzählten Ereignisse. Er ist 
kein gültiger Zeuge für die Glaubwürdigkeit desselben. Wie aus anderen 
Stellen seiner Chronik hervorgeht, wußte er nichts von einer geschicht- 
lichen Kritik. Eckart war Graf. Er gelangte weder mit noch ohne 
Beistand der Ungarn zum Herzogtum in Baiern. Im großen Kreuzzuge 
unter dem Herzog von Lothringen zogen die Kreuzfahrer nicht zu Fuß 
nach Jerusalem, sondern kämpften als Ritter zu Pferde. Das einzig 
Gewisse ist nur die Existenz des Grafen Eckart von Scheiern. Derselbe 
lebte wirklich zur Zeit jenes Kreuzzuges. Er erscheint wiederholt in den 
Urkunden als Vogt der bischöflichen Kirche Freising. Eckart ließ sich 
höchst wahrscheinlich mit dem Kreuze bezeichnen. Nach Aventin (Annales 
V. c. 16 § 11 und VI. c. 1) zog er nicht mit dem Heere Gottfrieds von 
Bouillon, welches Jerusalem erstürmte. Er war im Gefolge des Herzogs 
Welf I. von Baiern. Das Kreuzheer, zu welchem der Herzog stieß, wurde 
beinahe gänzlich aufgerieben. Welf selbst entging nur mit wenigen 
Gefährten dem Tode durch Feindeshand. Er starb auf der Heimkehr 
zu Paphos auf Cypern. Nach Büchners (Gesch. v. Baiern, III., 99)
	        
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