Volltext: Geschichte der Stadt Ried in Oberösterreich. Erster Band. (Erster Band / 1899)

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Ried 1248-1384. 
mit giftigen Substanzen gefüllte Säckchen. Teils auf dem Scheiterhaufen, 
teils durch das Schwert verloren Taufende dieses Volkes sowohl in den 
Städten als auf dem Lande durch den Wahn ihrer Zeitgenossen, ihr 
Leben (Chron. Salisb., H. Pez„ 412). 
Im Jahre 1337 begann die schreckliche Verheerung von Oesterreich 
und Baiern durch ungeheure Heuschreckenschwärme. Ein Schwarm nahm 
eine so lange Strecke ein, daß dieselbe ein Reiter an einem Tage nicht 
zurücklegen konnte. Die Breite dagegen maß drei Meilen. Diese Heuschrecken 
hatten sechs Paar Füße und ebenso viele Flügel. Ihre Zähne glänzten 
wie Edelsteine. Bei ihrem Anfluge verdunkelte sich die Sonne. Was 
sie berührten, ging zu Grunde. Nach jeder Nacht erschienen sie zwanzigfach. 
Ein Schwarm war dem anderen immer eine Tagereise voraus. Gegen 
Sonnenaufgang flogen sie auf. Gegen neun Uhr Vormittag ließen sie 
sich auf die Erde nieder. Was immer an Kräutern, Blättern und Saaten 
weit und breit im Lande zu sehen war, wurde von der Wurzel weg 
abgefressen^ Merkwürdigerweise schonten sie den Weinstock. Vor der 
Winterkälte bargen sie sich in Schlupfwinkeln. Im Sommer krochen sie 
wieder hervor. So geschah es drei Sommer. In den Städten und auf 
dem Lande wurden öffentliche Gebete ausgeschrieben. Alle Mittel gegen 
das Ungeziefer waren erfolglos. Man suchte sie mit Knitteln, anderwärts 
durchs Feuer zu vertilgen. Im vierten Jahre endlich fraßen den größten 
Teil verschiedene Vögel: Krähen, Dohlen, Häher, Störche. Den Rest 
tötete ein dichter Schnee am Tage nach St. Lukas 1338. So Benno 
Mayr in seiner Geschichte der Stadt Braunau (Finauer, Bibl. III, 
142—43). Dies alles klingt in unseren Tagen wie eine unglaubliche 
Märe. Ein Seitenbild dazu aus späteren Jahrhunderten. In einem 
nngedruckten Jahrbuche von Suben, dermalen zu Reichersberg, lesen wir 
unterm 23. August 1749 wörtlich: „Der barmherzige Gott hat uns seine 
wahrhaft anbetungswürdige Allmacht gezeigt. Es flog ein solcher Schwarm 
von Heuschrecken an unserem Stift zu beiden Seiten vorüber, daß sich die 
Sonne verfinsterte. Wir haben die Erzählungen der Geschichtsbücher 
öfter gelesen, sie aber für unglaublich oder übertrieben gehalten. Nun 
haben wir selbst mit eigenen Augen den mehr als dreistündigen Flug 
der Heuschrecken gesehen. Wir sind aus Thomas Gläubige geworden. 
Und Gott, dem es immer eigen ist, sich zu erbarmen und zu verschonen, 
sei ewiger Preis. In unserer ganzen Umgebung haben wir nichts von 
einem Schaden gehört." (227.) 
Am 11. Oktober 1347 starb nach einem vielbewegten Leben, voll 
von Kämpfen und Widerwärtigkeiten, Kaiser Ludwig der Baier eines 
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