Volltext: Geschichte der Stadt Wels in Oberösterreich (II. Besonderer Theil)

43 
12. von keinem andern Fleischhacker noch zu junges Nieh kaufen bei einer- 
Strafe im Werte des Hauptviehes. 
13. Kein Meister, Knecht oder Junge darf einem andern das Vieh auskaufen 
bei Strafe von 2 Pfund Wachs von einem Kalb, von 1 Pfund bei einem Schaf oder 
Lamm. 
14. Kein Meister soll einen Knecht ohne ordentlichen Lehrbrief oder einen 
Buben ohne Anmeldung beim Handwerk bei 6 Pfund Wachs Strafe behalten. 
15. Nach Ratsbescheid vom 1. August 1614 darf kein Gäufleischhacker an den 
gewöhnlichen Wochenmärkten über 2 Uhr nachmittag Fleisch feilbieten^). 
Aus den Acten der Fleischhauer-Innung. welHe die Mutter 
Gottes im Siegel führte, wollen wir des geschichtlichen Interesses 
wegen einiges anführen. Obwol sich diese Innung rühmte, mit den 
Bäckern, Lederern und^ Schuhmachern die ältesten Handwerks-Privi- 
legien, nämlich von Friedrich IV. cldo Erchtag vor dem St. Michaels- 
tag 1491 innezuhaben, kamen die Meister dieses Handwerkes besonders 
des Fleischsatzes wegen gar oft in Streit. So zeigten sich die Ochsen- 
fleischhacker 1594 gegen die Satzung widerspänstig. die Kuhfleischhacker 
dagegen willfährig. Den Widerspenstigen ließ der Stadtrat bedeuten, 
daß jedermann, dem die Stadt nicht genehm sei, dieselbe verlassen 
könne, und trug den drei Ratsfreunden Konrad Luz, Ulrich Kirch- 
Wagner und Thomas Auflezer aus. mit Christoph Hofinger Vieh 
einzukaufen und ausschrotten zu lassen. Bald kehrten aber die Reni- 
tenten wieder zur Ordnung zurück und zahlten 147 fl. 7 kr. 10 Pf. 
Strafe. Die Stadt verlor bei dem Handel 566 fl. Ein ungarischer 
Ochs kostete damals 18 Thaler, ein Landochs 18 fl. 40 kr., ein Kalb 
11 Pf., ein Lamm 3 fl. 8 Pf. 1602 bestand solgender Fleischsatz: 
ein Psund Ochsenfleich 10 Ps., Kuhfleisch 8 Pf., Schweinfleisch 12 Pf., 
ein Kalbskopf 28 Ps. Ueber den Fleischsatz^ aufgebracht nannte der 
Fleischhauer Hans Pringsauff 1607 den Bürgermeister einen Dieb. 
Hiefür sollte derselbe ans Kreuz gespannt werden, wurde aber begnadigt. 
Pringsauff mußte Abbitte leisten; in Gegenwart von 32 Personen 
schlug er sich dreimal auf's Maul. 
Vor Zeiten waren die Fleischbänke nicht in der Stadt, sondern 
an der Traun angebracht, und unterstanden mit Dominiealgesällen 
dem Bruckamte. Nach Ratsbeschluß von 1628 mußten alle unter 
das Bruckamt gehörigen Fleischbänke sammt dem öden Grund beim 
langen Steg verkauft und der Kaufschilling vom Bruckamts-Verwalter 
Christoph Hubmer verrechnet werden. Nach dem Berichte desselben 
wurde beim Verkause der Fleischbänke zur Bedingung gemacht, daß 
die Ensbäume und was darunter ist, zwar vom Bruckamte, was aber 
ober und an beiden Seiten der Brücke angebracht ist, von den Fleisch- 
Hauern gebaut werden solle. Daher schreiben sich auch die Geld- und 
Kalbfleischdienste des Bruckamtes. Damals wurden vier Bänke ver- 
kaust an Joachim Eberschwanger um 60 fl. mit 1 fl. 30 kr. Geld- 
*) Orig. Perg. im roten Umschlag mit dem Stadtsiegel an rot-weifsen Schnüren 
in der Fleischhauerlade zu Wels.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.