Volltext: Geschichte der Stadt Wels in Oberösterreich (II. Besonderer Theil)

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liche Häuser, durch welche die Poststraße, ehemals auch die Budweis- 
Gmundener Eisenbahn führte. Mitten in der Vorstadt stand vor- 
mals ein alter Wachtthurm, nach dessen Abbruch 1714 daZ Materiale 
zum Baue der Elisabethkirche, jetzt Theatergebäude, verwendet wurde. 
Dafür baute man 1732 den nur etwas über die Häuser hervorragen- 
den Semmelthurm und versah ihn mit einer Uhr. Die vorzüglichern 
Gebäude der Vorstadt sind das Oellacher'sche Haus, das Posthaus, vor- 
mals auch Kommando und Adjutantur des k. f. Gras Radetzky-Husaren- 
regimentes, das Mugrauersche Gasthaus, ehedem Amtsgebäude des 
k. k. Oberwasseraufsehers, das Kößler'sche Gasthaus u. a. Mit der 
Vorstadt Wels stehen mehrere Gassen in Verbindung, wie die Faß- 
ziehergasse. welche seit dem Brande 1626 meist nur aus Gärten und 
Scheunen besteht, die Bäckergasse, die Spital- und Theatergasse mit 
dem städtischen Theatergebäude, einst Elisabethkirche, die Kalchosen- 
nun Herrengasse mit der Vorstadtpsarrkirche, Pfarrhof, Bezirkshaupt- 
Mannschaft u. f. w., die Fischergasse, in welcher die Fischhändler sich 
aushalten, die Klingenschmidgasse, an deren Ausgang 1791 das bür- 
gerliche Krankenhaus erbaut wurde, die Schlederergasse, das Eisenfeld, 
das Schloß Haunoldseck und die Salniterei. Die Vorstadt Wels 
zählt bei 220 Häuser. 
Jenseits der Traun liegt linker Hand die Vorstadt Aigen 
mit beiläufig 30 Häusern, zur Psarre Thalheim gehörig. Die Be- 
wohner dieser Vorstadt, welche fich bis zur Steinbrücke am Katzbach 
erstreckt, genoßen alle bürgerlichen Rechte wie die Bewohner der 
Stadt Wels. In der Vorstadt Aigen steht die St. Aeghdiuskirche 
mit einem Gottesacker, ein ansehnliches Brauhaus, der sogenannte 
Herzogsbrunnen mit einer Grotte und einem künstlichen Wasserwerke, 
welches in den letzten Jahren von der Stadtgemeinde Wels verkauft 
wurde. Ferdinand II. verlieh unterm 12. October 1628 mit Berufung 
auf eine Urkunde des Kaisers Mathias ddo 7. October 1610 den 
Bürgern von Aigen an der Brücke die Befugnis des Wein- und 
Bierschankes. Hieraus, wie aus den Bürgerbüchern der Stadt Wels 
geht unzweifelhaft hervor, daß damals schon Bürger in Aigen gewesen 
seien, welche von der Stadt Wels besonders der Gewerbe wegeil auf- 
genommen worden find. Die Häuser von Aigen waren demnach auch 
im städtischen Grundbuche enthalten, auch wurde die Gerichts- 
barkeit in Strasrechtssällen und politischen Amtsgeschäften bis 1781 
immer durch das Stadtgericht zu Wels ausgeübt. Ausserdem verlieh 
der Stadtrat in Wels auf mehrere Häuser zu Aigen Gewerbe und 
ertheilte den Inhabern derselben die Bewilligung, die Wochenmärkte 
in der Stadt mit ihren Gewerbserzeugnissen besuchen zu dürfen. 
Nach dem Erscheinen des Couscriptionspatentes vorn 20. Sept. 1780 
wurde die Vorstadt Aigen, als zur Psarre Thalheim gehörig, zum 9. 
Compagnie-Bezirke, zur Meldungsausname der Wohnparteien an den 
Schulmeister zu Thalheim und an das Psieggericht Steinhaus als
	        
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