Volltext: Geschichte der Stadt Wels in Oberösterreich (II. Besonderer Theil)

ritenkloster, vor welchem ehedem die 1845 bei der Vorstadtpfarrkirche 
aufgestellte Marienfäule gestanden ist, dann zwei , aus hartem Stein 
1592 und 1593 errichtete Springbrunnen. Am obern Brunnen fließt 
das Wasser von vier Seiten in ein steinernes Becken; auf der Höhe 
des Brunnens stand ein geharnischter Mann mit einer Fahne und 
dem Stadtwappen. Beim untern Brunnen fließt das Wasser aus 
einer steinernen Säule, worauf eine Wetterfahne angebracht ist. Das 
Wasser zu diesen Brunnen wird von der Traun durch einen Thurm 
aus Stein geleitet, in welchem sich eine hydraulische Maschine von 
vorzüglicher Construction befindet. Der Wasserthurm wurde 1529, 
also vor der Errichtung der jetzigen Stadtbrunnen gebaut. Ter Stadt- 
Platz ist der belebteste Theil der Stadt, weil die meisten Gassen, näm- 
lich die Psarrgasse, Schmidtgasse, Traungasse, das Pollheimergaßl, die 
Habergasse und die Burggasse in denselben einmünden. Außerdem 
durchziehen die Gstadt die Johannesgasse vor dem neuen Thor bis zur 
Schmidtgasse, die Freiung, auf welcher das alte, nunmehr theils ver- 
kaufte, theils abgebrochene Schloß Pollheim stand, das Minoritengaßl, 
in welchem das Minoritenkloster, nun städtisch-delegirtes Bezirksgericht, 
erbaut ist; die Altstadt reicht von der Traungasse bis zur Burg. 
Die Stadt zahlt 10 Gassen und bei 170 Häuser, darunter zwei 
Schlösser, die Pfarrkirche mit dem Pfarrhofe, die gesperrte Minoriten- 
kirche mit dem ausgehobenen Kloster, zwei Kasernen, vier Edelsitze und 
vier Freihäuser. 
Zur Stadt gehört die ehedem besonders numerirte Lederergasse als 
Vorstadt, in welcher meist Lederer, Färber, Zeugmacher, die Oelsabrik, 
Hammer- und Kupferhammerschmiden ihr Gewerbe treiben. Am 
14. April 1771 brannte die Vorstadt bis auf das Hochhaus in Folge 
einer Feuersbrunst nieder, welche im Herzoghause in der Stadt aus- 
gebrochen ist und sich von da weiter verbreitete. Die Vorstadt zählt 
dermalen bei 70 Häuser. 
Die äussere Vorstadt, früher ebenfalls besonders numerirt, 
erlitt im Lause der Zeiten bedeutende Unfälle durch Verheerungen 
und Feuersbrünste, da dieselbe ohne Schutzmauern jedem Feinde offen 
stand. Unter Rudolph II. fiel das Passau'sche Knegsvolk unter dem 
berüchtigten Oberst Ramee über die wehrlose Vorstadt her und richtete 
großen Schaden an1). Während des Bauernkrieges 1626 wurde 
die ganze Vorstadt mit allen ihren Gassen ein Raub der Flammen. 
Viele von den Brandstätten in der Spital- jetzt Theatergasse, in der 
Fischergasse, besonders aber in der Kalchosen- jetzt Herrengasse, in der 
St. Georgen- und Faßziehergasse wurden bis jetzt nicht wieder aufge- 
baut, sondern sind in Gärten, auf welchen Scheunen stehen, verwan- 
delt worden 2). In der Vorstadt stehen viele solid gebaute und ansehn¬ 
i) Pritz, II., 335. 
-) Ebend.
	        
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