Volltext: Geschichte der Stadt Wels in Oberösterreich (II. Besonderer Theil)

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Fischergasse und mit dem Lande eine bedeutende Hemmung eintrat, 
so erlaubte Friedrich IV. 1478 die Wiedereröffnung dieses Thores x). 
Aus dem Schmid-, Lederer- und Fischerthurm bestanden einst Wächter- 
Wohnungen, auch waren auf den ersteren die Stadtuhren angebracht. 
Die Stadtthürme waren einst durch sehr dicke und hohe Doppel- 
mauern verbunden, welche die ganze Stadt einschlössen; in die- 
selbe waren sieben Blockhäuser oder runde Thürme eingesetzt. 
Ausserdem war die Stadt mit tiefen Wassergräben umgeben. Maxi- 
milian I. überließ aus dem Reichstage zu Augsburg 1518 der Stadt 
Wels die Pachtung der landesherrlichen Aemter"), Kaiser Mathias 
bewilligte aus dem Landtage zu Linz der Stadt von jedem Eimer Wein 
zwei und von jedem Metzeit Getreide zwei Psennige zur Erhaltung der 
Stadtmauer und Bollwerke3). Die Stadt Wels sührt in ihrem 
Wappen eine Festungsmauer mit zwei Thürmen, in deren Mitte das 
österreichische Wappen angebracht ist. 
Das älteste Siegel, dessen Abbildung wir aus dem Titelblatte 
bringen, enthält in gothischen Majuskeln die Umschrift: f SIGILLVM 
VNIVERSITATIö CIVIVM IN WELS. Es dürfte aus den letzten 
Decennien des 13. Jahrhundertes stammen, da zu Anfang des vier- 
zehnten Jahrhundertes bereits vom Siegel der Stadt Wels die 
Rede ist. 
Da bei der dermaligen Kriegskunst die Mauern ohne Nutzen und 
die mit Wasser gefüllten Gräben der Gesundheit nachtheilig waren, 
so wurden seik den letzten Jahrzehnten des vorigen Jahrhundertes die 
Stadtmauern allmälig abgerissen, das Materiale zum Häuserbau ver- 
wendet, die Gräben ausgetrocknet und theilweise verschüttet und an 
deren Stelle in neuester Zeit die Ringstraße angelegt. 
Durch die drei Thürme, durch das Pfarrthor oder neue Thor, 
welches 1790 eröffnet. 1838 aber abgebrochen wurde, dann durch das Poll- 
Heimerthor, welches 1834 ebenfalls abgerissen worden ist, führten Wege 
über Erddämme in die Stadt. Der Stadtplatz hat eine Länge von 
600 und eine Breite von 40 bis 50 Schritten. Aus dem Stadtplatze 
erhebt sich die ansehnliche, theilweise gothisch gebaute Stadtpfarrkirche 
nebst ihrem hohen, früher mit Weißblech, jetzt mit Kupfer gedeckten 
Thurme, das zierliche, drei Stock hohe Rathaus, das ehemalige Mino- 
*) Vergl. Pritz II., 721. Am Eritag vor St. Oswald, d. i. den 4. August 
1478 urkundet Friedrich IV. zu Graz für die Stadt Wels, „damit dieselb vnser 
Stat dester pas widerumb in aufnemen komen mög, vergunntt und erlaubtt . . 
. .. . das Sy das altt Stat Tor zwischen vnser Burk vnd des Pharrliofs da- 
selbs, so vermawrt bisher gewesen ist, wiederumb öffnen, die gewöndlich 
Strassen dadurch lait.tn vnd die Mawtt, dyweil Sy die von vnsern wegen Inn¬ 
haben werden, in derselben vnserr Stat Innemen vnd lianndeln sullen vnd 
miigen." Orig. Perg. Siegel im Stadtarchive. 
2) Urk. im Stadtarchive Wels. 
3) Ebend.
	        
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