Volltext: Geschichte der Stadt Wels in Oberösterreich (II. Besonderer Theil)

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Pfarrkirche fammt den dazu gehörigen Gebäuden lag somit außerhalb 
der ersten Ansiedlung. 
Wegen oer den Gewerben bequemen Lage der Stadt vermehrte 
sich allmälig die Zahl ihrer Bewohner; in diesem Verhältnisse wuchs 
auch ihr Umfang. Leider brachen nur zu viele Unglücksfälle über den 
Ort herein, oie seinen rascheren Aufschwung hemmten. Die vielen 
Verheerungen des Landes unter Friedrich dem Streitbaren, während 
des Interregnums und unter den ersten Habsburgern brachten die 
Stadt in solchen Versall, daß ihre Bewohner nicht mehr im Stande 
waren, ihre Brandstätten wieder auszubauen. Nur durch landes- 
sürstliche Privilegien kamen sie wieder in günstigere Verhältnisse; 
1376 konnten sie die Festungswerke erweitern, damit die Stadt als ein 
offener Ort in der Znkunst nicht mehr den Plünderungen und Ver- 
heerungen der herumziehenden Horden ausgesetzt wäre. 
Die Bürgerschaft bat deshalb den Herzog Albrecht III. mit dem 
Zopfe um die Erlaubnis zur Errichtung von Stadtmauern und um 
Unterstützung zur Vollendung des Gebäudes. Der Herzog trug daher 
1376 den Aebten zu Kremsmünster und Lambach aus, ihre untertäni- 
gen Bauern und Dienstholden ohne Verzug nach Wels zu schicken, 
um den Bau möglichst zu beschleunigen'). Es wurden somit an den 
vier Seiten der Stadt Thürme gebaut und nach damaliger Bauart 
mit Bollwerken versehen. Man erhöhte den gegen Norden stehenden 
Schmidthurm, da der untere Theil des Gebäudes muthmaßlich noch 
aus römischer Zeit stammte und wegen seiner Festigkeit nicht zer- 
stört werden konnte. Von Sonnenuntergang kam man durch den 
Ledererthurm in die Stadt. Unter 22. Februar 1613 brachte der 
Bürgermeister vor den Stadtrat den Vorschlag, den Ledererthurm neu 
zu bauen, damit er nicht gar einfalle, was sür die Stadt spöttig 
wäre. 1616 wurde der Bau angefangen und im Juni 1619 durch den 
Ratsältesten Christoph Hofinger unter dem Bürgermeister Hieronymus 
Gruber beschlossen. An Materiale verwendete man 80.639 Ziegeln 
und 495 st an Geld; die Uhr von Wolsgang Lauterer kostete 24 sl., 
der ganze Thurm 2587 sl. 1 kr. 2 Pfge.'*). Nach dem Brande von 
1771 wurde der Ledererthurm abermals hergestellt. An der Mittaas- 
seite stand der Trannthnrm, welcher noch die Bauweise des 14. Jahr- 
hundertes zeigte. Derselbe wurde 1791 renovirt, jedoch mit dem alten 
Mauerwerk belassen. An den Bollwerken, welche mit dem Thurme 
1838 abgerissen worden sind, waren einige steinerne Kugeln einge- 
mauert, mit denen vielleicht die Stadt einmal von der Wasserseite aus 
beschossen wurde. Ge$en Sonnenuntergang stand der minder ansehn- 
liche Fifcherthurm. Dte Thore desselben wurden später der leichteren 
Verteidigung wegen zugemauert; weil aber hiedurch im Verkehr mit der 
*) Pritz, II,, 62. Pancharte. Vgl. I., 55. 
2) Ratsprotokoll 1619.
	        
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