Volltext: Geschichte der Stadt Wels in Oberösterreich (I. Allgemeiner Theil)

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König Maximilian, der Sohn des Kaisers, sammelte Truppen, 
besonders aus Schwaben, begehrte von Wels aus am 10. Juni 
ein Darlehen von 1000 sl. von Gotthard von Starhemberg, musterte 
seine Truppen zu Linz und führte sie schnell nach Klosterneuburg. 
Von hier aus riesen ihn die Bewohner von Wien in ihre Stadt; 
am 22. August hielt er daselbst seinen Einzug; nach zehn Tagen 
zog auch die ungarische Besatzung ab, welche noch immer die Burg 
inne hatte. In kurzer Zeit wurde nicht allein Niederösterreich von 
den Ungarn vollständig geräumt, sondern es gelang ihm auch, mit 
einem Heere in Ungarn vorzurücken'). Im 13. und 14. Jahr- 
hunderte zogen viele Ritter und Adelige in die Städte, um dort 
theils des Schutzes theils des Nutzens wegen das Bürgerrecht zu 
nehmen. Unter dem Vorwande ihrer Privilegium Stellung maßten sie 
sich aber allerlei Rechte an. Sie wollten allerdings an den Vor- 
Lheilen der Bürger teilnehmen, weigerten sich aber, ihre Lasten zu 
tragen. Auch wollten sie in ihren Häusern alle Gewerbe und den 
Handel srei betreiben, die Gerichtsbarkeit des Stadtrichteramtes nicht 
anerkennen, betrachteten ihre Häuser als Freihäuser und Asyle sür 
Verbrecher. Aus die Beschwerde der Bürgerschaft zu Wels, daß 
Adelige und andere Landesinfassen Häuser in Wels kaufen, ohne davon 
Steuer zahlen zu wollen, verordnete der Kaiser unter 27. März 1491, 
daß solche Käufe aufgekündet und in Zukunft nicht mehr gestattet 
werden sollen2). Im 54. Jahre seiner Regierung starb der Kaiser 
hochbetagt am 19. August 1493. 
Obwol das Land ob der Ens während der unruhigen Regierung 
dieses Kaisers sehr häufig der Schauplatz kriegerischer Actionen und mtlt* 
türischer Durchzüge war, so scheint doch die Stadt W e l s an Wolstand 
im Innern und Ansehen nach Aussen gewonnen zu haben. Die Lasten, 
welche das Land drückten, waren allerdings sehr bedeutend; auch Wels 
wurde östers zu Kriegscontributionen herbeigezogen. Dasür waren 
aber die ausgedehnten Handels- und Gewerbsbefugnisse, welche wir der 
Reihe nach angeführt haben, die Grundlage neuen Wolstandes. Die 
Verleihung der hohen Gerichtsbarkeit ohne Beschränkung, ausser daß 
der Stadtrichter um Acht und Bann anzusuchen hatte, die Erweiterung 
der Festungswerke erhöhten den Glanz der Stadt nach Aussen. Immer 
häufiger residiren daher die Landessürsten in Wels. Die kaiserliche 
Burg zu Wels wurde sogar der Lieblingsaufenthalt des Herrfchers 
unter dem Nachfolger Friedrich's, Maximilian I. 
Wels unter Kaiser Maximilian I. 1493-1519 
Nach dem Tode Friedrich's IV. trat sein einziger, damals 34 
Jahre alter Sohn Maximilian I., der tapferste Ritter seiner Zeit, der 
*) Pritz, II., 170-77. 
2) Ebcnd., 178.
	        
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