Volltext: Geschichte der Stadt Wels in Oberösterreich (I. Allgemeiner Theil)

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Laufe der Zeit gebaut oder gestiftet werden, sollen ein ganzes Jahr 
lang von aller Steuer frei sein, vom Tage, als der Bau angefangen 
wird. Wenn aber darüber drei Jahre verlaufen, müssen diese Häuser 
steuern und dienen wie andere Häuser und Güter in der Stadt 
Wels. Wenn Jemand einen Ueberzins von Burgrecht oder Dienst 
ankaust, so soll er ihn dem Herzog versteuern wie einen andern Dienst. 
Wenn aber Jemand sich weigern sollte, den Ueberzins abzulösen, so 
sollen diese aus Haus und Hofstatt so lange verfallen sein, bis nicht 
die Ueberzinse abgelöst und abgekauft sind. Auch sollten diejenigen, 
denen der Ueberzins gereicht wird, wie von andern Gütern dem Herzog 
Steuer geben. Uebrigens behält sich dieser bevor, dieses Privilegium 
nach Gestalt der Sache zu mindern oder zu mehren; wer aber das- 
selbe antaste, verfalle einer Strafe von 50 Pfund Goldes, wovon 20 
zur sürstlichen Kammer, 10 der Stadt Wels, 10 dem Beschädigten 
und 10 zur sürstlichen Kanzlei zu entrichten sind*). Bemerkenswert 
ist aus der Regierungszsit des Herzogs Rudolph IV. der Krieg mit 
Herzog Stephan von Baiern wegen der tirolischen Erbfolge. 
Unter andern wurde damals Schärding von den Baiern hart 
belagert, Ried hingegen durch Herzog Rudolph nach kurzer Gegenwehr 
erobert und der Plünderung preisgegeben, die ganze Gegend schonungs- 
los verwüstet. Der Herzog versetzte aus diesem Anlasse am 6. April 1362 
Eberhard von Wallsee sür oie 1000 Pfund Pfennige, welche er zur 
Lösung Neuburg's am In vorgeschossen hatte, die Vogtei zu Wels 
nebst der Feste Seuseuburg^). Äm 12. September 1364 kam zwischen 
beiden Parteien ein Wassenstillstand zu Stande. Bald darauf, nämlich 
am 19. September d. I. finden wir den Herzog Rudolph urkundend 
in Wels. Am 27. Dezember war er wieder in dieser Stadt an- 
wesend; er erließ nämlich von da aus einen Befehl an den Pfleger 
zu Jnthal in Throl^). Zu früh für seine Untertanen verschied 
Rudolph IV., der mit Recht den Beinamen des Stifters trägt, zu 
Mailand am hitzigen Fieber. Durch die zwei zuletzt angeführten Pri- 
vilegien hat diefer Herzog wesentlich zur Blüte der Stadt Wels bei- 
getragen. Wie aus diesen' beiden Urkunden hervorgeht, müssen damals 
manche Häuser in der Stadt und Vorstadt theils wegen Dürftigkeit 
der Bewohner, theils wegen der großen Abgaben leer gestanden sein, 
welche daraus lasteten. Obwol wir den steigenden Wohlstand der 
Stadt nachgewiesen haben, mögen doch zur theilweisen Verarmung 
die unseligen Jahre des Interregnums, sowie die beständigen Kriege 
unter Albrecht I. und Friedrich dem Schönen beigetragen haben; auch 
maßten sich in jenen unruhigen Zeiten Manche Rechte an, die ihnen 
keineswegs gebührten. Adelige, Klöster und Bürger übten über bürgerliche 
') Urk. B., VII., 717. 
2) Oriq. im k. k. geb. Hausarchive. 
*) Pritz, II., 53, 54.
	        
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