Volltext: Geschichte der Stadt Wels in Oberösterreich (I. Allgemeiner Theil)

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2. Hatte Ovilaba gleich ähnlichen Gemeinwesen seine eigene freie 
Organisation; besaß daher einen eigenen Senat und eine eigene 
Volksversammlung, ward durch sreigewählte Beamte xegiext. Daher 
finden wir aus dem ersten Denkmale Sapplier, von denen zwei dem 
Kollegium der Decurionen, einer dem der Aedilen angehörte. Aus 
dem zweiten wird Flavus als Duumvir und Pontisex bezeichnet, 
welche Aemter nur in den Kolonien bestanden. 3. Die Aedilität und 
das Duumvirat erscheinen getrennt, welcher Umstand daraus hinweist, 
daß Ovilaba keine unbedeutende Kolonie war. 
Die Beschaffenheit der aufgefundenen Ueberreste. die Menge der 
Münzen deuten auf eine gewaltsame plötzliche Zerstörung hin, die es 
den Bewohnern unmöglich machte, ihre Habe zu retten. Die Be- 
stimmung des Zeitpunktes dieser Katastrophe ist aber seh^ schwierig. 
In keinem Geschichtsschreiber, noch in der sog. Notitia, welche aus 
der ersten Halste des 5. Jahrhundertes stammt wird, unter den Orten 
des Usernorikums Ovilaba ausgeführt, was zum Schlüsse Verleiten 
könnte, daß es damals schon in Trümmern lag. Allein , die Notitia 
sührt nur die an den Gränzen gelegenen Lagerplätze und Garnisons- 
städte an, außerdem fiel in der ersten Halste des 5. Jahrhundertes 
kein Ereignis Vor, welches die Verheerung des Usernorikum und den 
Untergang von Ovilaba zur Folge gehabt hätte. Vielmehr bestanden 
nach dem Zeugnisse der Notitia die sesten Punkte an der Donau in 
der ersten Hälfte des 5. Jahrhundertes fort, da Attila's Heerhaufen 
Usernorikum unberührt ließen; auch der heil. Severin fand bei seinem 
Austreten in unserem Lande dasselbe wol gebaut, stark bevölkert, durch 
die römischen Besatzungen in den sesten Donauplätzen vertheidigt und 
gesichert. Dafür, daß Ovilaba selbst noch in der zweiten Hülste des 
5. Jahrhundertes bestanden habe, beweist die in Wels aufgefundene 
Goldmünze des Procopius Anthenius welcher Von 467—472 n. Chr. 
auf dem römischen Throne saß. Die wenigen Jähre der Regierung 
dieses Kaisers waren aber auch die letzter: des Friedens und der Ruhe 
für Usernorikum und das weströmische Reich. Kaum war Anthenius 
im Aufruhr erschlagen und seine Vier Nachfolger vom Throne entfernt, 
als das weströmische Reich durch Odoaker, den Anführer der Heruler, 
zertrümmert wurde. Die wenigen römischen Krieger in den Gränz- 
kästelte» des Usernorikum. ohne Sold und andere Unterstützung, waren 
den täglichen Anfällen der barbarischen Völker ausgesetzt. Die Ale^ 
mannen waren schon bis an den In vorgedrungen, das jenseitige 
Donauufer beherrschten bereits die Thüringer, Heruler und Rugier, 
von der Ostseite rückten die Gothen unaufhaltsam näher. Rasche 
Uebersälle Plünderung und Verwüstung vertrieben die Bewohner, 
welche mit ihrer Habe sogar die Castelle an der obern Donau verließen 
und auf den Rat des heil. Severin in das mehr befestigte Lauriacum 
flohen. Da ein Castell nach dem andern in die Hände der andrin- 
genden Barbaren fiel und die Donallprovinz unhaltbar schien, sorderte
	        
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