Volltext: Geschichte der Stadt Wels in Oberösterreich (I. Allgemeiner Theil)

neugebaute Kavallerie-Kaserne, an deren westlichen Seite im Sommer 
1856 ein Marodestall zu bauen war. Bei Abräumung der Dammerde, 
die nicht einmal zwei Schuhe Tiefe hatte und beim Baue eines Kellers 
stieß man bald aus die sichersten Spuren von römischen Gräbern, an 
welchen sich die beiden Bestattungsweisen Beerdigung und Verbrennung 
bemerkbar machten. Da der Bau in Akkord gegeben war, gieng viel 
für die Wissenschast verloren. Was zu retten war, gieng in den Besitz 
des Museums in Linz über. In den Gräbern sanden sich verschiedene 
Geschirre, theils Urnen theils Schalen theils Lampen, welche nach Stoff 
nnd Form wesentlich von einander verschieden waren. Einige von 
dunklem, sogar schwarzem, wenig gebrannten Thon erheben sich von 
schmaler Grundfläche, allmälig ausgebaucht und schließen ohne Ver- 
zierung, ohne Henkel oben mit einem mehr oder minder hervortretenden 
Rande; andere sind aus blaßgelben Thon^ auch anderweitig geformt. 
Die Grablampen hatten gleichfalls verschiedene Formen. Besonders 
merkwürdig ist die aus Glas, welche einer der fünf Leichen zu Häupten 
stand. Ferners sanden sich eine Schale von milchweissem Glase, 
wahrscheinlich ein Lieblingsgegenstand des Bestatteten, Thränenfläschchen 
in verschiedener Gestalt, dann eine Aschenurne aus Glas mit Asche 
und halbverbrannten Gebeinen, einem Libationsgesäß und einer kleinen 
einfachen Lampe. An Gerätschaften kamen zum Vorscheine eine Schale, 
wahrscheinlich zur Durchbringung von Rauhwerk bestimmt, eine unvoll- 
ständige Fibel aus Vronce, ein Strigel aus Eisen, in den Kindergräbern 
Thierfiguren wie Hähne, Hunde, Schakale und Kazen, deren Cultus 
sich aus Aegypten in das römische Reich verpflanzte, ein ruhender Löwe 
aus Sandstein, der vielleicht von einem Tempelgebäude stammt. Die 
Urnen waren in fünf quadratischen Kästen aus Stein eingeschlossen. 
Münzen wurden aus verschiedenen Zeiten des römischen Reiches gesunden 
von Augustus 35^-280-n. Chr., von Titus 72 n. Chr., Tcajanus 
104—110 n. Chr., Antoninus Pius 139 n. Chr. und 154 n. Chr., 
Faustina der Jüngeren 161—180 n. Chr., Lucilla der Gemalin des 
Lucius Berus 161—171 n.Chr., Crispins der Gemalin des Commodus 
130—193 n. Chr., Julia Domna Gemalin des Septimius Severus 
193—211 n. Chr., Severus Alexander 227 n. Chr., Julia Mamäa, 
der Mutter des Severus Alexander 222—235 n. Chr.. von Gallienus 
254—268 n. Chr., Claudius 270 n. Chr., Domitius Aurelius 270—275 
n. Chr., Constantin dem Großen 306—337 n. Chr., Gratianus 
367—383 n.Chr. Aus diesen Funden geht hervor, daß diese römischen 
Gräber noch aus der Zeit des Heidentumes stammen, da die Bestattungs- 
weise und sämmtliche Beigaben jede Spur christlicher Anschauungsweise 
entbehren, und wahrscheinlich zu Ausgang des 4. Jahrhundertes entstanden 
sind, obwol die Münzen, welche man öfters als Schatzgeld behandelte, 
in eine frühere Zeit zurückreichen. Da der allgemeine Begräbnisplatz 
sich bei den Römern immer ausserhalb der Stadt und vorzugsweise 
an den besuchtesten Wegen und öffentlichen Straßen besand, so stellt
	        
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