Volltext: Geschichte der Stadt Wels in Oberösterreich (I. Allgemeiner Theil)

I. Allgemein^ Theil. 
Aelteste Zeit. Wels unter römischer Herrschast. Oyilafoa. 
Jeit dem 5. Jahrhunderte vor Christus bewohnten das Land vom 
Lech bis zum Kalenberg bei Wien, von der Donau bis zu den 
Alpen freiheitsliebende, wolkultivirte Völkerschaften, die Kelten, 
die Ackerbau, Viehzucht und Handel mit Bodenerzeugnifsen betrieben, 
sich auch auf den Bergbau, die Bearbeitung der Metalle und Gewinnung 
des Salzes verstanden. Die Kelten führten nach der Gegend, wo sie 
wohnten, verschiedene Namen; die Vindelicier bewohnten das Land am 
linken Ufer des In bis zum Lech, die Noriker vom rechten Ufer des 
In bis zum Kalenberg, die Taurisker das Alpenland. Unsere Gegend, 
welche zum obern Ufernorikum gehörte, kam 13 Jahre v. Chr. in 
die Gewalt der Römer, unter deren Herrschaft Ovilaba — das heutige 
Wels zu grosser Bedeutung gelangte. 
Vor allen ist die Frage zu beantworten, um welche Zeit Ovilaba 
entstanden ist. Bei keinem der römischen Geschichtsschreiber geschieht 
von dem Orte eine Erwähnung; auch war derselbe dem Geographen 
Ptolemäus noch ganz unbekannt. Erst die Peutinger'sche Tafel, welche 
aus den ersten Decennien des 3. Jahrhundertes stammt, ist die erste 
Quelle, worin der Ort unter dem Namen Ovilia erscheint. Da nun 
zu Zeiten des Ptolemäus, der um 161 n. Chr. gestorben ist, der Ort 
noch ganz unbekannt ist, dagegen in der Tafel, welche alle unter 
Hadrian, Antoninus Pius und M. Aurel entstandeyen Ortschaften 
genau aufzeichnet, bereits aufgeführt wird, fo fällt die Entstehung des 
römischen Ovilia unzweifelhaft in den Zeitraum von 60 Jahren 
zwischen dem Tode des Ptolemäus und der Thronbesteigung des A. 
Severus 161—222. Die Ereignisse im Ufernorikum lasfen eine noch 
nähere Zeitbestimmung zu. Ufernorikum wurde lange Zeit von den 
Meindl, Geschichte von Wels. 1
	        
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