Volltext: Geschichte der Stadt Wels in Oberösterreich (I. Allgemeiner Theil)

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des Volkes empfangen. Am 26. August d. I. gab die Stadt Wels 
aus diesem Anlasse auf öffentlichem Platze ein Souper von mehr als 
209 Gedecken. 
Leider waren für den jungen Kaiser die Aussichten in die Zu- 
kunst sehr trübe; denn am 20. April 1792 hatte bereits die revolu- 
tionäre Regierung von Frankreich an Österreich den Krieg erklärt. 
Als die Stadt Wels 1793 des Krieges wegen ohne Militärbesatzung 
war, wurde das Bürgercvrps neu organisirt, mußte die Hauptwache 
beziehen, die Magazine bewachen, Transporte begleiten und die innere 
Ruhe aufrecht erhalten. Der Bestand des Bürgercorps zu Wels wurde 
auch vom Kaiser am 1. April 1794 bestätigt. Die vielfarbige Uniform 
bestand aus einem grünen Frack mit roten Aufschlägen, weißen engen 
Hosen und einem aufgestülpten Hut mit Federbusch. Das Kommando 
über das Bürger-Corps, welches eine Kompagnie ausmachte, ward dem 
Magistratsrat Entmayr als Bürgerhauptmann übertragen. 
Am 9. Januar 1794 kam eine Abtheilung französischer Kriegs- 
gefangener nach Wels, welche am nächsten Tag nach Ungarn weiter 
transportirt wurden. 
1795 kamen französische Emigranten in W e l s an; darunter war 
Graf de la Luzerne, welcher das Schloß Pernau ankaufte und mit 
seiner Familie bezog. 
In diesem Jahre wurde zu Wels ein Commissär für das 
Strassenwesen und Kreisforstbeamter für die Waldkultur aufgestellt; 
nach wenigen Jahren gingen beide Stellen wieder ein, da die Straßen- 
aufsicht den Wegmeistern und die Forstbeaussichtigung den Förstern 
übertragen wurde. 
1796 kamen abermals französische Emigranten nach Wels, unter 
andern am 6. Januar abends die königliche Prinzessin Maria The- 
resia, die einzige Tochter des unglücklichen Königs Ludwig XVI., 
welche gegen Auswechslung französischer Revolutionsmänner an Öfter- 
reich ausgeliefert wurde; dieselbe übernachtete im Posthause und setzte 
am 7. früh die Reise nach Wien sort. Am 16. April zogen durch 
Wels einige 100 französische Kriegsgefangene, welche gegen Österreicher 
ausgewechselt wurden. Am 10 Juni kamen wieder 500 französische 
Kriegsgefangene an, welche 50 Tiroler Landesvertheidiger nach Linz 
eskortirten. 
Im August 1796 rückte die Kriegsgefahr immer näher; die 
Armeedepots gingen bereits durch Wels abwärts; allenthalben sah 
man Flüchtlinge aus dem deutschen Reiche ankommen. Am 24. d. M. 
reifte der Kurfürft Karl Theodor von Baiern mit seiner jungen Ge- 
malin durch Wels nach Linz. Unter den Emigranten, welche sich 
längere Zeit in Wels aushielten, war auch der Fürst Joseph Benedikt 
von -Hattersheim, Oberstmeister des Maltheserordens, welcher zuerst 
das Czernin'sche oder Kreisamtsgebäude bewohnte, am 30. Sep¬ 
tember aber das Stolz'sche Haus bezog und am 16. October daselbst
	        
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