Volltext: Geschichte der Stadt Wels in Oberösterreich (I. Allgemeiner Theil)

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Da bis 1781 der Stadtgraben mit Wasser gefüllt war und 
zeitweilig Leute besonders nächtlicher Weile in demselben ihr Leben 
verloren,' so ertheilte das Kreisamt zu Linz der Stadt unter 9. No- 
vember 1781 den Austrag, nahe am Stadtgraben ein hölzernes Gelän- 
der herzustellen, um ferneres Unglück zu ver hindern. Die Herstellung 
geschah 1784. 
Obwol 1734 und 1752 mehrere hundert Familien, besonders 
aus dem Salzkammergute, nach Siebenbürgen ausgewandert waren, 
so meldeten sich doch nach Verkündung des Toleranzpatentes vom 
13. October 1781 eine bedeutende Zahl solcher, die bisher alSKatho- 
liken gegolten hatten, als Protestanten. Durch geheimes Bibellesen, 
Verbreitung von Traktätchen durch Emissäre aus protestantischen 
Ländern, welche zu Zeiten als Händler und Hansirer auftauchten, 
durch den längeren Aufenthalt der preußischen Gefangenen wurde der 
glimmende Docht der evangelischen Lehre immer wieder angesacht. 
Das Toleranzpatent gestattete den Anhängern^ der Augsburger 
und helvetischen Consession wie auch den nichtunirten Griechen das 
Privatexercitium ihrer Religion in der Weise, daß sie ein Bethaus, 
jedoch ohne öffentlichen Eingang von der Gasse, ohne Glockenthurm 
und Geläute erbauen dürften, wenn hundert Familien beisammen 
oder zerstreut wohnen. Zu Wels geschah die Einschreibung der 
Protestanten im Gasthanse znm schwarzen Greif in der Vorstadt. Die 
damals constitnirte Welser Gemeinde augsburgischer Konsession hat 
ihre Mitglieder in den Pfarren Thalheim, Steinhaus, Marchtrenk 
und Buchkirchen. Zum Bethaus in Wels wurde die alte St. Georgen- 
Kirche in der Almgasse — Vorstadt — bestimmt. Die evangelische 
Gemeinde kaufte das Haus Nr. 23 in der Bäckergasse vom Schneider 
Pauli und adaptirte dasselbe zur Schule und Wohnung des Pastors, 
Auch wurde damals ein evangelischer Friedhof in Wels errichtet, 
den man 1800 mit einer Mauer umgab, da die frühere Planke durch 
den Brand in d?r Georgcr Gasse am 30. November 1803 zu Grunde 
ging. Am 4. März 1847 kaufte die evangelische Gemeinde von Rupert 
Stockinger das Hans Nr. 102 in der Vorstadt — Georger Gasse — 
um 9609 st. C. M. und bestimmte dasselbe zur Wohnung ihres 
Pastors; dagegen wurde das bisherige evangelische Schulhaus Nr. 23 
in der Bäckergasse verkauft und die Schule im Haufe Nr. 102 unter- 
gebracht. Auch kam mittelst Unterstützung des Gustav-Adolph-Ver- 
eines der Van der jetzigen großen Kirche zu Stande; am 14. October 
1850 wurde das Kreuz auf den Thurm gesteckt und am 29. Juli 1852 
die neue Kirche feierlich eingeweiht. Pastoren und evangelische Pfar- 
rer zu Wels waren von 1782 an: Johann Michael Felbinger, zu 
gleich Senior, gieng am 16. Mai 1802 nach Nürnberg ab. Ludwig 
Schneller von Wien, reiste am 9. November 1807 nach Ungarn ab; 
Julius Theodor Wehrenpfennig kam am 15. Januar 1808 von Gösau 
in Wels an und kehrte am 3. November 1818 wieder nach Gosan 
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