Volltext: Geschichte der Stadt Wels in Oberösterreich (I. Allgemeiner Theil)

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Um diese Zeit endete audj ein Proceß zwischen den Städten 
Gmunden und Wels. Friedrich IV. hatte nämlich den Bürgern 
von Wels die Freiheit ertheilt, daß sie von jedem Eimer Wein zwei 
Pfennige und von jedem Metzen Getreide 7 Pfennige Maut nehmen 
dürften, die Bürger und Salzfertiger von Gmunden ausgenommen. 
Dieses Privilegium wurde von Kaiser Mathias 1614 bestätigt. Die 
Welser fiengen an,.auch von den Gmuudnern die Maut zu erheben, 
verloren aber 1617 den Proceß. 1666 erhoben sich wieder die näm- 
lichen Streitigkeiten. Unter Aushebung der Gerichtskosten und Zurück- 
stellung des Weinfasses von 5 Eimer wurde zu Recht erkannt, daß die 
Bürger von Wels von Wein und Getreide der Stadt Gmunden 
keine Maut einnemen sollten, jedoch von den übrigen Gütern^). 
Die Regierung dieses Kaisers bezeichnen die surchtbaren Kriege 
mit den Türken. Die höchste Gesahr sür die Stadt Wien und das 
ganze Land brachte das Jahr 1683. Man rüstete allwärts, um dem 
Feinde mit Macht zu begegnen, wenn er die Ens überschreiten sollte. 
Die Entsetzung der Stadt Wien durch den tapsern Polenkönig.Sobiesky 
am 12. September d. I. machte aller Gefahr ein Ende. Die Kano- 
nade vor Wien soll so stark gewesen sein, daß man den Donner der 
Geschütze bis Wels, nach Ortel's Bestimmung eine Entfernung von 
27 und einer halben Meile, hörte. Der Kaiser hatte während der 
Belagerung seine Residenzstadt verlassen und einige Zeit aus dem 
Schlosse zu Linz residirt. Der gesammte Reichshofrat kam nach 
Wels. Am 27. December d. I. wurde Wolfgang Graf von Ätingen 
zu Wels zum Präsidenten des Reichshosrates ernannt und vor- 
gestellt"). 
Das Jahr 1690 wurde sür Wels durch den Tod eines großen 
Heerführers aus den Türkenkriegen merkwürdig. Am 18. April d. I. 
starb nämlich in den Mauern dieser Stadt auf der Reife nach Wien 
Herzog Karl V. von Lothringen, erst 48 Jahre alt. der mit Johann 
Sobiesky das belagerte Wien entsetzte, Neuhäusl, Gran und Ofen er- 
oberte und bei Mohacs den Tod des ungarischen Königs Ludwig 
rächte. Der Herzog kam am 16. April auf der Durchreise in Wels 
an. Ein Leiden an einem Ohr dehnte sich über den Hals aus. Der 
Arzt ließ ihm zur Ader, die Schmerzen namen aber zu. Da er 
merkte, daß seine letzte Stunde herannahe, berief er die Kapuziner zu 
sich, um ihn auf den Tod vorzubereiten. Seinem Beichtvater übergab 
er einen Brief an den Kaiser, worin er die Seinigen dessen Huld an- 
empfiehlt mit einem Zettel, worauf die Worte standen.- „Sacrae Cae- 
sareae Majestati commendat se et ultimum Yale dicit Carolus 
DuxLotharingiae", einen zweiten an seine Gemalin. Unter den Gebeten 
des Kapuziner-Quardians und von neun Conventualen starb er nach 
') Stießberger M. S. 
2) Pillwein, Hausruckkr., 431—32,
	        
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