Volltext: Geschichte der Stadt Wels in Oberösterreich (I. Allgemeiner Theil)

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Tagen ein Verzeichnis der evangelischen Untertanen dem Landeshaupt- 
manne übergeben; auch wurde wieder eine Reformations-Kommission 
ernannt. Allein alle die Patente hatten nicht den gewünschten Er- 
sola; es wurden wieder neue Maßregeln notwendig, die zwar die 
katholische Kirche zur herrschenden machten, aber nicht im Stande 
waren, den Protestantismus gänzlich auszurotten, wie der weitere 
Verlaus der Geschichte zeigen wird l). 
Am 15. August 1646 war Ferdinand IV., der älteste Sohn 
Ferdinands III., zum König von Böhmen, am 16. Juni 1647 zum 
König von Ungarn und endlich am 3. Juni 1653 zum römischen 
Könige gekrönt worden. Der Kaiser stattete seinen Sohn mit mehreren 
Gütern aus, darunter auch mit der Burgvogtei zu Wels. Dieser 
schenkte aber am 17. September 1653 die Grafschaft Burg Wels 
famittt dem dazugehörigen Land- und Wassergerichte seinem Obersthos- 
meister Fürsten Johann Weichart Auersperg als Lohn sür seine treuen 
Dienste; die Stadt jedoch blieb kaiserlich 7). 
Am 2. April 1657 verließ Kaiser Ferdinand III. dieses Leben. 
Drei Jahre vorher war ihm aber sein Sohn Ferdinand IV. im Tode 
vorangegangen, weshalb auch sein jüngerer Bruder Leopold I. neben 
der Regierung der österreichischen Erbländer auch die deutsche Kaiser- 
kröne überkam. 
Um 1660 hatte die Stadt Wels sehr bedeutende Standquartiere 
und Truppendurchzüge zutragen. Die Kosten hiefür von 1661—64 be¬ 
trugen nach der Rechnung des Ratsbürgers Wolfgang Reither 
26.158 fl. 34 kr. 
Leopold I. besuchte 1680 die Stadt Wels; er kam am 29. Juli 
daselbst an, um der Hirschjagd beizuwohnen. Bei der Ankunft des Kaisers 
zog die bürgerliche Kompagnie auf und gab drei Salven; auch aus den 
tacken wurde geschossen. Zur Jagd, welche gegen Marchtrenk hin 
attfand, stellte die Stadt 36 Treiber. Ueberhanpt hielt sich der 
Kaiser im Herbst und Winter mit seinem ganzen Hofstaat sehr häufig 
in Linz auf. Die Stadt Wels verehrte damals dem Hofkanzler und 
geheimen Sekretär 29 Bandl Lerchen und 18 Schnepfen; der 
kaiserliche Leibkutscher erhielt 3 st., der Leiblaquai 6 st. Douceur. Uebri- 
gens machte die Stadt zu jener Zeit jährlich Verehrungen an Lerchen 
und Schnepfen; das Bandl Lerchen kostete damals 18 kr., ein Schnepse 
22 kr. Es erhielt nämlich jährlich der Landeshauptmann 8, der Abt 
von Kremsmünster 7, der kaiserliche Visitations-Commissär 7, der 
Landesanwalt und der Vicedom je 6, der Landschreiber und Landschafts- 
fekretär je 5, der landschaftliche Expeditor und der Stadtschreiber zu 
Wels je 3 und der städtische Expeditor 2 Bandl3). 
1) Pritz, 11., 446-47. 
2) Pill wein, Hausruckkr., 423. 
3) Eigl'sche Notaten Nr. 210.
	        
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