Volltext: Geschichte der Stadt Wels in Oberösterreich (I. Allgemeiner Theil)

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lichen Häusern, welche Wels um 1576 zählte, waren 184 im Auf¬ 
stande abgebrannt und 44 durch die Soldateska ruinirt worden. 1631 
lagen noch 121 Häuser und Brandstätten „in der Asche und über 
den Haufen" 1). Dazu kamen die Folgen, welche die Gegenreformation 
nach sich zog. Mittelst Patent vom 20. Mai 1627 ward ^ jetzt auch 
den Mitgliedern des Herrn- und Ritterstandes aufgetragen, sich binnen 
Monaten zu entscheiden, ob sie katholisch werden oder auswandern 
wollten. Vom Vermögen sollte diesen Auswanderern nichts abgezogen, 
ihre Güter binnen Jahresfrist verkauft werden. Dieser Termin wurde 
aber oft verlängert, so daß viele Auswanderer selbst nach dem Tode 
Ferdinands II. noch Güter in Österreich besassen. Allen Bürgern 
und Honoratioren, als Doctoren, Advocaten, Kaufleuten u. s. w., 
welche bisher den Abzug trotzig verweigert hatten, bewilligte man 
einen Monat Zeit; den Bauern wurde der Besuch der^ katholischen 
Pfarrkirche und die Entsendung ihrer Kinder in katholische Schulen 
zur Pfli^t gemacht, 1631 auch jedermann, der nicht katholisch werden 
wollte, die Auswanderung gestattet, wenn er eine wichtige Ursache 
angeben könne und beim Vicedomamte die Nachsteuer erlegt hätte. 
Auf dieses Patent hin griffen Glieder der vornehmsten oberösterreichi- 
fchen Adelsfamilien zum Wanderstabe und begaben sich nach Regens- 
bürg, Nürnberg, Augsburg, Ulm, Lindau, darunter auch Pollheimer 
und Hohenfelder. Um diese Zeit wanderten manche Welser Familien, 
welche nicht katholisch wurden, in's Reich. Hiedurch sank der Wol- 
stand bedeutend in der Stadt, da gerade meist die wolhabendsten 
Familien aus dem Lande zogen. Die Ratsprotokolle enthalten über 
jene Tage interessante Nachrichten. Am 21. Februar 1628 sandte 
der Statthalter den Befehl nach Wels, daß alle noch Unkatholischen 
binnen acht Tagen katholisch werden oder aus dem Lande wandern 
sollten. In Folge dessen wurden am 11. März Jakob Wepl und 
Johann Harrer als Deputirte nach Linz geschickt; sie kehrten mit 
dem Auftrage nach Wels zurück, daß das Vermögen der Emigranten 
binnen acht "Tagen ausgewiesen und der Ausweis übergeben werden 
soll. Die Stadt machte darüber Vorstellungen beim Kaiser und bat 
um Stillstand. Am 26. Juni wurden aus Befehl des kaiferl. Kom- 
missärs die Bürger Zacharias Mayr und Thomas Wassinger arretirt, 
weil sie nicht katholisch werden wollten. Um jene Zeit war die 
kaiserl. Visitationskommission bereits im Anzüge; es erhielt nämlich 
der Rat am 13. Juli die Jntimation, daß er eine Deputation bereit 
halten sollte, um sie zu empfangen. Am 18. Juli kam die Kommis¬ 
sion, bestehend aus den kaiserl. Räten Johann Bapt. Spindler und 
Constantin Grundemann, in Wels an. Die Bürgermeister-, Richter- 
und Ratswahl war die Veranlassung ihrer Ankunft. Vor der Wahl 
wurde die Bürgerschaft von den Kommissären ermahnt, zur katholischen 
*) Czerny, Bauernunruhen, 160.
	        
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