Volltext: Geschichte der Stadt Wels in Oberösterreich (I. Allgemeiner Theil)

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Die Verhandlungen, welche nach dem Wunsch der Rebellen hätten in 
Wels fortgesetzt werden sollen, führten aber zu keinem Ziele, viel- 
mehr gewann der Aufstand immer mehr an Ausdehnung. 
Die wichtigsten Orte im Traunkreise, die Städte Steyr und 
Ens, die Klöster Garsten, Gleink, St. Florian fielen der Reihe nach 
in die Hände der Rebellen. Desgleichen geschah im Mülviertel. Um 
Hag standen 8000 Bauern, um die Gränze gegen Baiern zu decken. 
Weitere Friedensverhandlungen sührten zu keinem Ziele. Die Bauern 
namen sogar die von Wien abgesandte kaiserl. Commission gefangen. 
Am 24. Juni begann bereits die Belagerung von Linz. Die Bauern 
liefsen den Ständen und Bürgern den Abzug nach Ebelsberg oder 
Wels srei. Die Belagerung hatte nicht den gewünschten Erfolg; 
von einer tödtlichen Kugel getroffen fiel der Oberanführer Fadmger 
vor dem Landhause. An seme Stelle trat Achaz Wiellinger von der 
Au. Während der Belagerung von Linz war Wels ganz in den 
Händen der Bauern. Am 25. Juli kam Wiellinger von Linz nach 
Wels; von da begab er sich in das grosse Bauernlager zu Weiberau 
bei Hag und erließ von hier aus ein drohendes Schreiben an die 
Stände, weil sie den Truppen den Zug nach Steyr gestattet hatten. 
Die Stadt Steyr fiel am 22. August dem Oberst Löbel in die Hände. 
Die 500 Bauern, welche in Steyr lagen, flüchteten sich nach Thern- 
berg, giengen dort über die Brücke und gelangten zu den Bauern, 
die bei Wels standen. Der Propst von Ardacker schickte als kaiserl. 
Kriegskommissär zwei Fahnen Fußvolk und die Reiter von Steyr 
nach Wels fort. Am 27. August morgens rückte der Oberst Löbel 
selbst gegen die Stadt Wels und forderte Achaz Wiellinger, der 
mit 2000 Bauern dort stand, durch einen Trompeter zur Übergabe 
auf. Wiellinger begehrte zwei Tage Bedenkzeit, Löbel gewährte nur 
eine Stunde. Nach kurzer Unterhandlung zogen die Bauern mit 
ihren Stangen, Spiessen und Heugabeln, denn sonst dursten sie 
nichts mitnemen, zwischen den Reihen der Soldaten aus der Stadt 
in das Lager zu Weiberau. Der Mut der Bauern war damals 
schon sehr gesunken; der Verlust mehrerer Orte, manigsache Nieder- 
lagen machten sie besorgt. Der letzte Sturm auf Linz, den sie in 
Weiberau verabredet und am 29. Juli unternommen hatten, war 
gleichfalls ohne Erfolg geblieben, obwol sie die Sache möglichst geheim 
gehalten und zur Täuschung der Stände zwei Ausschußmänner, Hans 
Hausleitner, Pfleger von Parz. und Alexander Vogelsanger von Wels 
nach Linz gesandt hatten. Oberst Löbel zog am 29. August von 
Wels nach Steyr und von da nach Wien. Während der Oberst 
Preuner den Ausstand im Mülviertel stillte, wurde die Stadt Linz 
am 30. August von der Einschließung der Bauern frei. 
Die kaiserl. Kommissäre, welche die Nachricht von der Befreiung 
von Linz und des größten Theiles des Landes erhielten, zogen am 
3. September nach Ens herauf; ihnen folgte der Bauernausschuß und
	        
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