Volltext: Geschichte der Stadt Wels in Oberösterreich (I. Allgemeiner Theil)

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Patent vom 20. Dezember die Ratswalen für dieses Jahr sistirt und 
die städtischen Abgesandten mit Arrest belegt wurden. Um den Zorn 
des Statthalters zu besänftigen, überreichte man ihm am 30. Dezember 
einen Saum süßen Weines und ein Mut Hafer mit der Bitte, die 
Abgesandten aus dem Arreste zu entlassen und das bereits angekün- 
digte Quartier von 50 Reitern nicht nach Wels zu verlegen. Doch 
es fruchtete nichts; die Reiter kamen, obwol der Stadtrichter selbst 
das Präsent übergab'). 
1622 wurde Wels mit einem a. h. Besuche beehrt. Ansangs 
des Jahres erwartete man den Kaiser in Ens. Nach Ratsbeschluß 
vom 21. Januar sollten der Stadtrichter Michael Hubmer und das 
Mitglied des inneren Rates Georg Schöner im Namen der Stadt 
Wjels den Herrscher begrüssen. Im Laufe des Monates November 
kam Ferdinand II. nach Wels. Deshalb hatte der Rat schon unter 
29. Oktober den Einkauf von Wein, Fischen und Hafer beschlossen 
und in der Ratssitzung vom 3. November d. I. folgende Empfangs- 
feierlichkeiten verabredet: 1. Soll der Bürgermeister den Kaiser 
empfangen und ihm die Thorschlüssel in einem rotdamaskenen Beutel 
überreichen, darauf 2. um Audienz ansuchen und den Kaiser bitten, 
wenn er gegen die Stadt eine Ungnade habe, sie auszugeben; 3. an 
die Thore müssen Wachen mit Hellebarden ausgesetzt werden unter 
der Aussicht der Wachtmeister; 4. Maurer und Zimmerleute sollen 
der Feuergefahr wegen in Bereitschaft stehen; 5. der Metzen Hafer 
wird um 20 kr. angeschlagen und 6. jeder Achtering Wein um 1 st. 
verleutgebt. Der Kaiser, der eben zum Reichstag nach Regensburg 
zog, kam mit großem Gefolge am 2. November 1622 nach Steyr 
und übernachtete im Schlosse daselbst. Von da begab er sich nach 
Kremsmünster und drei Tage darauf nach Wels. Hier verweilte er 
eine ganze Woche und unterhielt sich mit der Jagd. Die von den 
Räten und Offizieren des Kaisers unbezahlt gebliebene Zehrung wurde 
am 14. November beschrieben. Der kaiserliche Hosstaat zehrte alle 
Vorräte in der Stadt auf, daß man den Bäckern und Fleischhauern 
auf dem Gäu den Austrag ertheilte, zuzufahren und zu verkaufen. 
Manche Offiziere benamen sich ungebärdig. Die Stadt bezahlte die 
Zehrung des Hauptmannes Ranstl und des Rittmeisters Pollant, gab 
jenem noch 120 fl. Verehrung, er nam sie aber nicht an, bis man. 
ihm nicht 200 st. offerirte2). 
Unterdessen dauerten auch die Kriegslasten ungeschwächt sort. 
Seit dem Einzug des Kurfürsten in das Land wurden alle Bürger, 
Mitbürger und Inwohner in gleiches Mitleid gezogen. Um den 
Beschwerden abzuhelfen, bewirkte man eine Kommission. Am 9. Februar 
1622 wurden die Schlüssel zum Zeughaus dem Hosmeister und Feld- 
x) Natsprotokoll 1620. 
2) Pritz, II., 367. Ratsprotokoll 1622. Zetl, Chronik von Steyr, 30.
	        
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