Volltext: Geschichte der Stadt Wels in Oberösterreich (I. Allgemeiner Theil)

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griff die beiden Frevler mit andern Bauern und warf sie in's Ge¬ 
fängnis. Während die übrigen Bauern ruhig nach Hause zogen, ließ 
der Burggras die zwei Gefangenen, die sich an seiner Person vergriffen 
hatten, garn in der Stille ohne ordentliches Gericht im Schlosse ent¬ 
haupten und im Walde, Sass genannt, in der Nähe der Stadt Steyr 
begraben. Als diese Exekution unter den Bauern im Trannviertel 
bekannt wurde, entstand ein gewaltiges Geschrei über Landfriedens- 
brnch. Alles rief zur Rache gegen den Burggrafen auf; Tausende aus 
den benachbarten Psarren sammelten sich unter dem Wirte Tasch von 
Petenbach und unter Hans Salig aus der Pfarre Weißkirchen, einem 
Untertan des Stiftes Kremsmünster, um die Stadt und Schloß Steyr 
zu überziehen und den Burggrafen umzubringen. Am 1. December 
lagerten sich die Bauern in der Vorstadt Steyrdors auf der Anhöhe 
beim Gottesacker und in der Umgebung. Die Gefahr für Steyr wurde 
um so größer, da sich auch die Bauern aus Niederösterreich den Re- 
bellen anschlössen. Weil sie aber bei der kalten Jahreszeit gegen die 
wohlbewachte Stadt nichts ausrichten konnten, rückten die niederöster- 
reichischen Bauern nach St. Peter in der Au ab, die Trauuviertler 
dagegen zogen unter Tasch nach Sirning und dann gegen Wels hin. 
Hier lagerte eine große Schaar aus dem Hausruckviertel. Anfangs 
December kamen ständische Abgeordnete, sie zum Abzug und zur Ruhe 
zu bewegen. Die Bauern aber erklärten, sie seien von jenen im Traun- 
viertel schon öfters um Hilft angegangen worden, weil man Reiter 
und anderes Kriegsvolk gegen sie aussenden wolle; sie brachten Klagen 
vor, daß die Obrigkeiten bei den Untersuchungen sich sehr ungebärdig 
benemen, daß sich deshalb niemand mehr als Ausschuß gebrauchen 
lassen wolle, weil sie als Aufwiegler angesehen würden; auch gelange 
der ganze Handel zu keinem Ende, sie wollten daher wissen, was denn 
geschehen werde, und verlangen einen Bescheid aus ihre Beschwerden. 
Die Commissäre konnten aber keinen ertheilen, suchten die Rebellen 
vielmehr aus andere Weise zu beruhigen. Die Bauern begehrten nun 
die letzte kaiserliche Resolution aus Prag vom 15. November zu hören, 
in welcher einige Punkte für sie günstig lauteten; die Commissäre 
hatten aber dieselbe nicht bei sich, versprachen jedoch, dieselbe bekannt zu 
geben, wenn die Bauern Abgeordnete nach Linz senden würden. Wäh- 
rend sich die Hausruckviertler Bauern bereden ließen, sich zu zerstreuen, 
kam Tasch und Salig in Wels an; mehrere Tausend Trannviertler 
Bauern lagerten am rechten Ufer der Traun. Tasch erschien mit 
sicherem Geleite vor den Kommissären in Wels und erklärte. daß 
viele von ihnen durch andere gezwungen worden seien, mitzuziehen. 
Der Aufstand sei wegen des Geldgeizes der Obrigkeiten und Pfleger, 
wegen ihrer Gewalttaten und Steigerung der Abgaben, wecjen gefäng¬ 
licher Einziehung ja Todschlages zu Steyr und Scharnstedt erfolgt, 
daher fürchteten alle für ihr Leben und wollten, daß alles in den 
alten Stand gesetzt und ihren Beschwerden abgeholfen werde. Tasch
	        
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