Volltext: Geschichte der Stadt Wels in Oberösterreich (I. Allgemeiner Theil)

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schast zu Wels eine sogenannte Pancharte aus, in welcher er alle 
Privilegien bestätigte, die die Stadt damals besaß, später aber ans 
irgend eine Weise zu Grunde gegangen sind. Auch bestimmte der 
Kaiser in Bezug aus die Umgelder, Taxen und Gefälle der Stadt 
mittelst Urkunde vom 17. December 1586, „daß Sy der daraus ge- 
legenen Pfandsumme außvallen unnd fiderheer solches Ungellt in der 
Statt durch ihre Leutt vnnd auf dem Lanndt durch unnsere darzue 
verordnete beschreiben unnd in ein Wissenschaft des ertragenden Hevölls 
bringen lassen." Das Umgeld sollte nicht getheilt, sondern wie von 
Alters her beisammen bleiben, das Bestandgeld von 2000 fl. rh. alle 
Quartal zu gleichen Raten erlegt und der Auskündigung des Pachtes 
kein Hindernis entgegengesetzt werdenUebrigens verweilte Rudolph 
ununterbrochen in Prag und überließ die Regierungsgeschäfte fremden 
Händen zu einer Zeit, die einer kräftigen Regierung bedurfte, da der 
Geist der Unzufriedenheit sich allenthalben regte. 
Vorzüglich bemerkenswert ist der große Bauernausruhr ? von 
1595—97, der nicht allein im Mül- sondern auch im Hausruckviertel 
große Ausdehnung gewann. Die Religionsbeschwerden sowol als auch 
der gar oft unleidliche Druck der Herrschasten auf ihre Untertanen 
gaben Veranlassung zu diesem Aufstand. Derselbe brach zunächst im 
Mülviertel aus, da die Pfarrholden von St. Peter am Windberg den 
katholischen Pfarrer Wasserleitner nicht annehmen wollten. Von hier 
pflanzte sich der Ausruhr bis an die Donau vor. Eine Rotte von 
300 Bauern bemächtigte sich des Schlosses Rannarigl und nötigte den 
Pfleger, sie aus der Rüstkammer mit Waffen, Pulver und Blei zu 
versehen. Dadurch ward die Verbindung des aufrührerischen Mül- 
Viertels mit dem Hausruckviertel hergestellt. Am 4. Oktober 1595 
traten die Bauern aus 15 Psarren zu Waizenkirchen zusammen und 
verbanden sich, mit einander zu stehen und zu fallen, nötigten auch den 
Marktrichter Albrecht Petz, sich durch das Gelübde mit ihnen zu verbinden. 
Am 5. Oktober erschienen beim Marktrichter in Beuerbach 40 Bauern, 
um ihre Beschwerden wider die Herrschaft vorzudringen. Da dieselben 
aber nichts erreichten, zogm 1014 Mann bewehrt in den Markt und 
versicherten sich des Marktrichters. In Folge dieser Vorfälle wurde 
eine Cvmmission, bestehend aus Sigmund von Pollheim, Hanns Chri- 
stoph Geumaun und dem Landschreiber Christoph Strutz, nach Pimerbach 
entsendet, um die Politischen Beschwerden der Untertanen zu unter- 
suchen. Da aber die Kommission nichts ausrichtete, sandten die Land- 
stände den Freiherrn Reichard von Starhemberg mit dem Berichte an 
den Kaisernach Prag, daß sie beschlossen haben, die Rebellen mit dem 
Schwerte anzugreifen. Die Bauern besetzten unterdessen den Markt 
Hag, das Schloß Starhemberg. Wolsseck und Eserding. Der Landes- 
Hauptmann forderte am 22. Oktober die Bauern zum Gehorsam auf, 
x) I. B, der Bürgerschule 1877, 6,
	        
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