Volltext: Geschichte der Stadt Wels in Oberösterreich (I. Allgemeiner Theil)

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1615 und 1G16 die Rechnung gelegt und beschlossen, Kirchenvögte 
aufzustellen, damit das Volk mehr Vertrauen bekomme. Die ersten 
Kirchenvögte waren die Ratsbürger Michael Rißlhuber, Michael 
Gebhart und der Nadler Georg Hieber. Die Gehässigkeit gegen die 
katholischen Stadtpfarrer nam immer mehr zu. Der Stolaforderungen 
wegen kam es so weit, daß der Landschreiber nach Wels kommen 
mußte, um einen Vergleich anzubahnen. Die evangelischen Rats- 
Herren, welche sich selbstverständlich der klagenden Parteien annamen, 
ahndeten es, daß ihnen nichts von diesem Vorfall bekannt gegeben 
worden sei, und versprachen für solche Fälle alle mögliche Assistenz; 
der Verwalter der Landeshauptmannschaft antwortete aber, daß er 
nicht Ursache habe, sich vor ihnen zu verantworten, im Notfalle 
würden aber die Herren nicht präterirt werden x). 1619 hielt sich 
Johann Wolfmiller als evangelischer Prediger in Wels aus*). 1620 
M. Andreas Hafner 3). Als der Stadtprediger Matthäus Mösthius 
sich 1623 in's Reich begab, um ein Bad zu gebrauchen, erhielt er 
15 Thaler Reisegeld; während seiner Abwesenheit vertrat der Prediger 
von Grieskirchen seine Stelle. Bei der Rückkehr des Predigers Mösthius 
wurde Johann Kurandus von Grieskirchen mit 18 Thalern abgefertigt. 
Am 1. September heiratete der Stadtprediger Andre Hafner. Der- 
selbe erhielt vom Magistrate auf seine Hochzeit 12 Thaler 4). Aus 
allen diesen Notizen geht hervor, wie fest das evangelische Wesen in 
Wels Wurzel geschlagen hatte. Trotz der Anfechtungen, welche die 
neue Lehre von Seite der landesfürstlichen Gewalt zu erfahren hatte, 
gewann dieselbe immer mehr an Ausbreitung, da diese zu schwach war, 
ihren Befehlen Nachdruck zu verschaffen. Maximilian II. mußte 1569 
dem Herrn- und Ritterstande das evangelische Exercitium gestatten. 
Aller Warnungen ungeachtet, führte Ludwig von Pollheim dasselbe 
immer wieder in der St. Paulskapelle seines Schlosses zu Wels ein. 
Erst die im 3. Jahrzehnte des 17. Jahrhundertes mit Gewalt betriebene 
Gegenreformation machte dem Protestantismus in Österreich ein Ende 5). 
1560 rotteten sich unter Anführung des bürgerl. Gastwirtes 
Höritzer von Lambach bei der Eismann-Taferne Nr. 15 bei 5000 
Männer und Weiber aus der Umgebung nebst Bürgern von Wels 
zusammen, richteten allerlei Verheerungen an und trieben manchen 
Mutwillen. Einstmals waren sie zu einem Gelage versammelt, als 
sie überfallen und niedergemetzelt wurden. Die Stätte, an welcher 
man sie begrub, bezeichneten bis 1777 drei Kreuzes. 
v) Ratsprotokoll 1618. 
2) Raupach, I., 207. 
3) Ratsprotokoll 1620. H afner scheint identisch zu sein mit dein bei Raup ach, 
I., 8!1 und Iii., 58 aufgeführten Andreas Höfer. 
4) Ratsprotokoll 1626. 
5) Pillwein, Hausruckkr., 32—34. 
G) Ebeud., 35.
	        
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