Volltext: Geschichte der Stadt Wels in Oberösterreich (I. Allgemeiner Theil)

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1013 dauerte der Gottesdienst des „evangelischen exercitii" im 
Schlosse Pollheim durch acht Monate. Der Pfarrherr Hans Georg 
Richter im benachbarten Steinhaus scheint gleichfalls der evangelischen 
Lehre zugethan gewesen zu sein, da er in diesem Jahre den Magistrat 
zu Wels zu seiner Hochzeit lud. Um diese Zeit bestanden meist zwei 
Prädikanten in Wels, einer war nämlich im Schlosse Pollheim, der 
andere bei der Spitalkirche angestellt. Am 2. December 1613 beschloß 
nun der Magistrat, einen dritten aufzunemen; es wurde hiezu der 
Hosprädikant Hans Ehemann von Losenstein in Vorschlag gebracht, 
er nam aber das Amt nicht an '). Dasür brachte die Stadt am 
22. Oktober 1614 den M. Jakob Brand als dritten Prädikanten in 
Vorschlag, welcher auch von der gesammten Bürgerfchaft angenommen 
und sodann auch im Amte bestätigt wurde; er bekam jährlich 50 st. 
und die Kost beim Bürgermeister a). Zu gleicher Zeit war Matthäus 
Mösthius evangelischer Prediger zu Wels; er hielt sich 1612 als Schloß- 
Prediger zu Käfermarkt aus, kam 1614 nach Wels, wurde aber 1624 
Vertrieben 3). 1615 war der erste Prädicant zu Wels d. i. der Senior 
der Prädikanten Hans Jakob Meßheimer; er kam mit seinen beiden Mit- 
collegen in Streit, da er sich die Accidentien allein zueignen wollte4). 
1616 bekleidete M. Jakob Grauer die erste Prädikantenstelle in Wels. 
Die Stellung scheint nicht angenehm gewesen zu sein, da derselbe in 
diesem Jahre wieder seinen Abschied nam. An dessen Stelle brachte 
man am 27. Juui im Rate den Prädikanten Huttstock von Riedau in 
Antrag, der aber nicht angenommen wurde; dafür suchte man den 
Prediger Wilhelm Schnering von Vecklamarkt zu gewinnen; der vom 
kaiserl. Burgvogte Weiß vorgeschlagene Kandidat M. Christoph Kraus 
zu Bergheim wurde Alters halber abgelehnt 5). 1617 finden wir 
Johann Ullshammer als Prädikanten zu Wels"). Am 16. Februar 
1618 verlieh der Magistrat dem Hofprediger Jakob Philipp Huttstock 
die dritte Predigerstelle zu Wels, mit welcher freie Wohnung und 
250 st. jährlicher Gehalt verbunden war. Da Huttstock das angetragene 
Amt Wiederilm ausschlug, so wurde der Prediger Mösthius, der unter- 
dessen in Daxberg eine Anstellung gesunden hatte, hiesür bestimmt; 
jeder der Competenten mußte eine Probepredigt halten; Mösthius 
trat am 30. April 1618 sein Amt an. Damals war die Stadt 
Wels mit Ausname weniger Bürger, die meist arm waren, dem 
Augsburger Bekenntnisse zugethan. Der Magistrat sührte bereits über 
die Bedürfnisse des „evangelischen oxereitii" eine eigene Rechnung. 
So wurde am 6. Juli 1618 vom Bürger Johann Stengl für 1614, 
x) Ratsprotokoll 1613. 
2) Ratsprotokoll 1614. 
8) Raupach, Iv 125. 
4) Ratsprotokoll 1615. 
B) Ratsprotokoll 1616. 
°) Raupach, I. 194.
	        
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