Volltext: Der Einfall des von Kaiser Rudolf II. in Passau angeworbenen Kriegsvolkes in Oberösterreich und Böhmen

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müsste geändert werden, und sonderlich zu Prag, dieweil von dannen 
alles Böse gekommen wäre. Beim Erzherzog Leopold sei Rath 
gehalten worden, wie man dem Grafen von Thurn, dem Herrn 
von Fels, und Wilhelm von Laokowitz, 1 ) die Köpfe nehmen möge; 
aber er hat .gesagt: solches könnte man wohl in Wälschland ver 
richten, aber hier in Böheim liesse es sich nicht thun, sondern nur 
durch ordentliche processus. — Warum ist das Passauer-Volk zu 
Prag eingefallen? Des Erzherzogs Meinung ist gewesen, dass sich 
das Böhmische Kriegsvolk mit ihnen vergleichen, und gegen den 
König, der dem Kaiser abgesagt hat, vertheidigen soll. — Was ist 
weiter ihre Intention gewesen, wenn sie die Prager - Stadt ein 
genommen hätten? Der Erzherzog hat wollen die Union erhalten; 
hernach hätten sie wollen auf die Gränzen ziehen, und Zusehen, 
was der König machen wolle.“ 
Auf mehrere Fragen, die ihm gesetzt wurden, antwortete 
Tennagel, dass er darum nichts wisse. Als er aber gefragt wurde: 
ob nicht ihre Intention gewesen sei, die Böhmen dahin zu bringen, 
dass sie von der designation des Königes Mathias hätten ablassen 
müssen? antwortete er ganz unerschrocken: „Er für seine Person 
bekenne selber: wenn er den König nicht allein um die designation, 
sondern um Land und Leut bringen, und Leopoldum zum grössten 
Monarchen hätte machen können, dass ers von Herzen gethan hätte, 
und solches wollte er dem König ins Gesicht sagen, denn seine 
Pflicht bringe es mit sich.“ Tennagel erzählte weiters, dass Ramee 
habe nach Pohlen reisen, und durch die Mithülfe des Herzoges 
von Teschen zweitausend Cosacken anwerben wollen. Die Anführer 
der Passauer haben auch den Entschluss gefasst: würden sich die 
Böhmen mit ihnen nicht vereinigen, und Mathias ihnen vielleicht 
gar mit einem Kriegsheere beistehen, so wollten sie im Rücken 
des Königes in Oest. einfallen. Die gemeinen Passauer - Soldaten 
standen schon im Begriffe, auf die Seite der Böhmen zu treten, 
aber der Erzherzog Leopold habe sie wieder besänftiget. Der Erz 
herzog habe zu dem Hubetzkhy gesagt: Der Kamee hat mich ver 
führet, und auch Ihr. „Jetzo ist des Erzherzogs Meinung: weil er 
um Land und Leut gekommen ist, wolle er sich neben dem Kriegs 
volk ernähren, der Krieg sei auch, wie er wolle. Man hat alle 
Mittel und Wege gesucht, den Kaiser zu bereden, er sollte hinweg 
ziehen ins Reich nach Passau; man hat auch gerathen: der Kaiser 
J ) Soll wahrscheinlich Lobkowitz heissen. Ich schreibe die eigenen 
Namen so ab, wie ich sie in den Kanzlei-Abschriften, die ich vor mir habe, finde.
	        
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