Volltext: Der Einfall des von Kaiser Rudolf II. in Passau angeworbenen Kriegsvolkes in Oberösterreich und Böhmen

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nicht nur über die österreichische Monarchie, sondern auch über 
ganz Deutschland. Yon einer unseligen Herrschsucht verblendet, 
entwarf Mathias den Plan, seinen Bruder zu stürzen, und bediente 
sich dazu der Landstände von Ungarn, Mähren und Oesterreich, 
ohne es zu bedenken, wie unverzeihlich es sei, Unterthanen gegen 
ihren Monarchen aufzuhetzen, ohne es zu überlegen, wie wenig er 
sich selbst auf ihre Treue späterhin verlassen dürfe, da er sie zuvor 
zur Untreue verleitet hatte. Theils um sie nach seinem Willen lenken 
zu können, theils um sie für ihre geleisteten Dienste zu belohnen, 
musste er ihnen Freiheiten gestatten, die die Gewalt und das An 
sehen des Landesfürsten untergruben und den Landständen zu ähn 
lichen wilden Auftritten für die Zukunft den Weg bahnten. Die 
Union von Pressburg war die Folge davon und' diese erzeugte 
wieder den verderblichen Majestätsbrief, den Rudolph in der 
Klemme seinen trotzigen Böhmen verlieh. 
Mathias war kaum von seinem ersten Zuge von Prag nach 
Wien zurückgekommen, so musste er auch schon die traurige Er 
fahrung machen, wozu sich seine Landstände entschliessen könnten, 
wenn er es wagen würde, ihre Wünsche unerfüllt zu lassen. Sie 
warben Truppen gegen ihn, sie hielten die verrufene Zusammenkunft 
in Horn, und er sah sich genöthigt, dasjenige zu bewilligen, was 
sie ungestüm von ihm verlangten. Diese Unruhen in Oesterreich 
schienen den Kaiser zu der angenehmen Hoffnung zu berechtigen, 
dass er wieder zu dem Besitze der Länder gelangen könnte, die 
ihm sein Bruder abgenöthigt hatte; deswegen versprach er ihnen 
ganz ausserordentliche Privilegien, reizte sie zu einem Aufstande, 
sammelte Truppen und bereitete sich zu einem neuen Kampfe vor. Das 
Ungewitter brach los, und Rudolph musste unterliegen, weil sich seine 
Böhmen an den Bruder angeschlossen haben. Diese verlangten von 
Mathias, wie zuvor die Oesterreicher, ebenfalls eine Belohnung für 
die Untreue, die sie zu seinem Vortheile gegen ihren Regenten be 
wiesen hatten, und waren schon nicht mehr mit dem Majestäts 
briefe zufrieden, sie wollten noch mehr, wollten selbst regieren, und 
ihr König sollte sich mit seinem Königstitel begnügen. So' entspann 
sich für die österreichische Monarchie immer ein neues Uebel aus 
dem vorhergehenden, und die Quellen davon, traurig genug, waren 
die eigenen Fürsten, die sich um die Oberherrschaft zankten. Das 
Ungereimteste, dessen sich Mathias und Rudolph schuldig machten, 
war noch dieses, dass sie auswärtige Fürsten, ohnehin schon heim 
liche Feinde ihres Regentenhauses, um Hilfe angiengen und ihnen 
so die Mittel an die Hand gaben, sich in die Regierungs-Angelegen- 
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