Volltext: Der Einfall des von Kaiser Rudolf II. in Passau angeworbenen Kriegsvolkes in Oberösterreich und Böhmen

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nennen -— binderte, rasche Entschlüsse zu fassen und dieselben 
auszuführen. Er beklagte sich in mehreren Briefen an unsere 
Stände über die gänzliche Unthätigkeit seiner böhmischen Nachbarn 
und bediente sich einmal des Ausdruckes: „Wir wollten dabei nicht 
feyern, aber die Schwere ist für Uns alleinzugross“; dessenunge 
achtet kann man ihn doch nicht ganz entschuldigen; denn hätte er 
nur an seine Bauern ein ernstliches Aufgebot nach damaliger 
böhmischer Sitte ergehen lassen, so hätte er schon ein beträchtliches 
Corps den Passauern entgegen stellen können, aber dazu hat er 
sich nie entschliessen können. Am 12. April schrieb er unseren 
Ständen: „Wir sind von der Eöm. Kais, und der Kön. Mjst. zu 
Hungarn durch einen Curier nach Prag begehrt worden ; 1 die weilen 
aber Unser hohes Alter, die Zeit, und die Umstände Uns solche 
Eeise nicht zulassen: so haben Wir der Kais, und Kön. Mjst. alle 
Nothdurften entdecket, und Unsern vertrauten Obrist Lucan darauf 
ferner instrniret.“ Zugleich überschickte er unseren Ständen Ab 
schriften von den zwei Briefen, welche der Erzherzog Leopold an 
den Grafen Althann, der sich wieder bei den Passauern in Büdweis 
befand, geschrieben hatte, woraus unumstösslich erhellte, dass 
Leopold noch immer damit umgieng, die Passauer zu stärken und 
zu einer neuen Unternehmung vorzubereiten. l } Als ihn unsere 
Stände in ihrer Antwort auf dieses sein Schreiben ersuchten, dass 
er ihnen melden möchte, wo sich denn eigentlich der königliche 
Succurs so lauge verweile, so schrieb er ihnen am 16. April 
zurück: „Aus sonderbaren Bedenken haben wir dem Obristen 
von der Golz, den die Kön. Mjst. mit zweitausend Mann heraus 
geordert, und dessen Yolk zu Praehatitz, Wodian, und Pissku liegt, 
bishero nicht rathen können, dass er dasPassauer Volk zu Budweis 
angreifen sollte, denn Wir sehen auf die Folgen, und haben des 
wegen die Kön. Mjst. von der Beschaffenheit der Dinge aller- 
massen unterrichten lassen. Eben bei Schliessung dieses Briefes 
committiren Uns die Kön. Mjst. die Tractation mit dem 
Passauerischen Kriegsvolk; die Eeplik soll den Herren ehist mit- 
getheilet werden.“ Das ganze Geheimnis bestand darin: Eosenberg, 
welcher den Krieg in seiner Nachbarschaft fürchtete, bestrebte 
sich, die Anführer des Passauer Volkes, vorzüglich den Feld- 
Beilage Nr. 55. Wahrscheinlich erhielt Rosenberg diese zwei Briefe 
vom Grafen Althann selbst, welcher sich sehr bestrebte, die Gnade des Königs 
wieder zu gewinnen. Rosenberg und Althann unterhandelten auch mit ein 
ander die Abdankung des Kriegsvolkes, wie es ersterer dem Könige Mathias 
anvertraute.
	        
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