Volltext: Der Einfall des von Kaiser Rudolf II. in Passau angeworbenen Kriegsvolkes in Oberösterreich und Böhmen

317 
gegründete Hoffnung hatte, dem Könige Mathias auf dem Throne 
nachzufolgen. 
Diese ünthätigkeit der Nachbarn machte niemanden mehr 
Verdruss als dem Landobersten Freiherrn v. Starhemberg. Einem 
feurigen, unternehmenden Manne, wie er war, musste es freilich 
sehr schwer fallen, sich bloss damit zu begnügen, dass seine 
Truppen an den Grenzen stehen mussten, um einzelne Räuber ab 
zuhalten, dass sie nicht nach Oesterreich Streifzüge unternähmen. 
Er kam oft in die Versuchung, über die Moldau zu gehen und 
kleine Corps von den Passauern, die in den nahen Dörfern zerstreut 
lagen, aufzuheben, aber die nöthige Vorsicht gab dieses nicht zu. 
Die Ursachen seines Benehmens gab er in einem weitläufigen 
Schreiben den Ständen zu erkennen: „Wenn wir einen sicheren 
Rücken hätten, getrauete ich mir mit dem wenigen Volk, das wir 
haben, etliche feindliche Quartiere ohne Verlust der Unsrigen 
leichtlich aufzuschlagen; aber mich hindern daran zwei Ursachen: 
erstlich, dass der Feind auf Böhmischem Boden auf kaiserlichen 
Gütern, die zu Krumau gehören, liegt; und dann, dass ich, wenn 
ich einen Einfall machte, besorgen müsste, dass sie solches bald zu 
unserem und des Landes grösserem Schaden rächen würden. Weil 
also dabei kein Gewinn wäre, so muss ichs mit Schmerzen bleiben 
lassen. Kurz davon zu reden, so finde ich, dass wir mit unserm 
wenigen Volk nur defensive, und nicht offensive Krieg führen 
müssen. Die Brücke bei der Moldau, eine starke Meil oberhalb 
Aigen, wo ein Joch von den Unsrigen abgetragen worden, wird 
auf dieser Seite von den Unsrigen bewacht, auf der andern stehen 
zwei Fähndl Passauer. Die Brücke zu Friedberg ist durch Herrn 
Ungnad abgeworfen worden.“ — Unsere ständischen Truppen 
konnten allein gegen den Feind desto weniger etwas unternehmen, 
weil sie ungeachtet ihrer geringen Anzahl eine ungeheure Strecke 
zu besetzen hatten, nämlich von St. Thoma angefangen, über Wulda, 
Haslach, Leonfelden, bis Freistadt; dass sie aber auch sogar einige 
Pässe in Böhmen besetzen mussten und von den dortigen Ständen 
ungeachtet so oft wiederholter Aufforderungen keine Unterstützung 
erhielten, bliebe für uns ein wahres Räthsel, wenn uns nicht die 
Briefe des Fürsten v. Rosenberg über dieses sonderbare Benehmen 
nähere Aufschlüsse gäben. 
An gutem Willen, dem Vaterlande nützliche Dienste zu 
erweisen, fehlte es dem Fürsten v. Rosenberg keineswegs; nur 
drückte ihn das hohe Alter so sehr danieder, dass ihn eine zu 
grosse Aengstlichkeit — man darf sie eigentlich Furchtsamkeit
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.