Volltext: Der Einfall des von Kaiser Rudolf II. in Passau angeworbenen Kriegsvolkes in Oberösterreich und Böhmen

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Unterhandeln musste sich Rudolph endlich mit einer Pension von 
dreimalhunderttausend Gulden und mit einigen Gütern in Böhmen 
begnügen, um doch wenigstens vor Noth und Mangel gesichert zu 
sein. Man hatte es ihm sehr übel genommen, dass er während der 
Unterhandlung ein paarmal sich darüber beklagte, dass ihn sein 
ßruder aller Länder beraubt habe; man überwies ihn immer also- 
gleich mit authentischen Instrumenten und belehrte ihn aus 
denselben eines Besseren, dass er nämlich freiwillig und unge 
zwungen und aus brüderlicher Liebe dem Könige Mathias platz 
gemacht habe. 
Gegen Rudolph, seinen Landesfürsten und Bruder, hatte 
Mathias zweimal gesiegt und ihn seiner Länder und Würden 
beraubt; gegen die Böhmen musste er aber einen grossen Th eil 
seiner königlichen Gewalt aufopfern, um von ihnen die Krone 
seines Bruders zu erhalten. Rudolphs Entsetzung vom Throne 
sahen sie nun einmal als ihr eigenes Werk an und verlangten von 
Mathias dafür eine Erkenntlichkeit, dass sie ihn an die Stelle des 
Bruders erhoben. Eigentlich muthwillig forderten sie von ihm 
neue Privilegien, die ihm nicht viel mehr als den blossen Namen 
eines Königs übrig gelassen hätten. Er musste sich das meiste 
gefallen lassen und zugeben, was er nicht verhindern konnte; die 
unverschämtesten Forderungen wurden bis auf künftige Berat 
schlagungen verschoben, die aber Mathias sorgfältig vermied. Am 
23. Mai wurde er endlich zu Prag feierlich gekrönt. 1 ) Erst nach 
einigen Wochen verliess er die Hauptstadt, ohne während seines 
langen Aufenthaltes seinen Bruder gesehen zu haben. Anfangs 
wollte er vielleicht kränkende Vorwürfe vermeiden, die ihm 
Rudolph machen konnte, oder er hatte noch nicht alles Bruder 
gefühl abgelegt und wollte den alten gekränkten Kaiser schonen 
und ihn nicht neuerdings durch seine Gegenwart beleidigen; später 
hin weigerte sich Rudolph, mit seinem Bruder zu sprechen. 
Wir wenden uns nun wieder zur Erzählung desjenigen, was 
sich mit dem Passauer Volk von der Zeit an, als sich der Erz 
herzog Leopold und Ramee nach Passau begeben hatten, bis zur 
b Balbini Miscell. hist. Eegni Bohemise, p. 256. Eo se redactum 
infelix Eudolfus vidit, ut regno Ungarise, Austria, Moravia, et cseteris 
provinciis decedere cogeretur, et prius sua manu subscriberet, ea se fratri 
omnia cedere; et quod luctiosius fuit, anno 1611, die 23 Maji, cum in regem 
Bohemise coronaretur Mathias, ipse tum Csesar in Arce Pragensi degens, 
plausus, et tubarum clangores in coronatioue fratria audire cogeretur. Tsedet 
me hsec tristia scribere etc.
	        
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