Volltext: Der Einfall des von Kaiser Rudolf II. in Passau angeworbenen Kriegsvolkes in Oberösterreich und Böhmen

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male bemühte sich der gute Herzog von Braunschweig, die hohen 
Brüder miteinander auszusöhnen und einen Vergleich zwischen 
ihnen zu stiften, sein Antrag wurde von dem Könige verworfen. 
Je weiter Mathias fortrückte, desto zahlreicher wurde seine Be 
gleitung, denn überall erwarteten ihn Kriegsvölker, die ihn im 
Triumphe in Prag einführen sollten. Neue böhmische Abgesandte 
baten ihn, seinen Zug zu beschleunigen. Er eilte, um die Böhmen 
durch seine Gegenwart zu beglücken, die ihm allenthalben, wo er 
durchzog, freudig znjauchzten und ihre Ehrfurcht durch vieles 
Gepränge und hochtönende Anreden zu beweisen suchten. 1 ) Als 
Rudolph von allem diesen Nachricht erhielt, überfiel ihn ein banger 
Gedanke, Mathias möchte sich vielleicht so weit vergessen, dass 
er sich auch persönliche Unbilden erlaubte. Er entschloss sich 
deswegen, durch einen Brief demselben seine Bangigkeit zu erkennen 
zu geben und ihn zu ermahnen, dass er als Freund und Bruder 
kommen möchte, welches ihm Mathias auch versprochen hat. * 2 3 ) 
Wenn man sich die ganz trostlose Lage Rudolphs vorstellt, so darf 
man sich keineswegs wundern, dass ihn eine heftige Furcht ganz 
überwältigt habe. In allen Gassen der Stadt Prag lärmte der 
Pöbel, suchte überall die kranken und verwundeten Passauer auf, 
die nach Ramees Abzug zurückgeblieben waren, zog sie nackt aus 
und warf sie nach Verübung vieler Grausamkeiten in die Moldau. 8 ) 
Mathiasch, Mathiasch, war das Losungswort zu der wildesten Aus 
gelassenheit. Am 24. März langte endlich Mathias in Prag au, wo 
man alles aufgeboten hatte, um seinen Einzug zu verherrlichen. 4 ) 
Rudolph hatte schon früher im königlichen Schlosse zum Empfange 
und zur Wohnung seines Bruders alles bereiten und ihn einladen 
*) Eine weitläufige Beschreibung davon ist im Archiv zu Linz noch 
vorhanden. 
2 ) Beilage Nr. 53. 
3 j Losenstein schrieb unseren Ständen aus Iglau, dass eben der Graf 
v. Meggau und der Freiherr v. Pucheim von Prag bei dem Könige ange 
kommen seien und demselben erzählten: „Das ganze Geschrei ist von Jungen 
und Alten: Mathiasch, Mathiasch. Die Kaiserischen sind sehr kleinmüthig, 
und die Grandes und geheimen Käthe machen demüthige und tiefe Keverenzen. 
Den Leopold mögen die Prager nicht nennen hören; sie schelten ihn einen 
Schelm und Dieb. Wenn sie einen armen beschädigten Passauer finden, ziehen 
sie ihn stracks nackend aus, und werfen ihn in das Wasser. LTnter anderen 
haben sie auch einen jungen Herrn v. Prösing erwischt,, welcher beschädigt 
gewesen; den haben sie schon nackend ausgezogen gehabt, und ihm das Hembd 
über dem Kopf zusammgebunden, des Willens, ihn zu tränken; aber vornehme 
Herren haben ihn noch von dem Pöbel errettet,“ u. s. w. 
4 ) Khevenhiller, p. 350.
	        
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