Volltext: Der Einfall des von Kaiser Rudolf II. in Passau angeworbenen Kriegsvolkes in Oberösterreich und Böhmen

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Grafen Stütz und Althann blieben im Oberhause. Ramee hat also- 
gleich Passau wieder verlassen und begab sich nach Salzburg und 
München, um seinem Vorgeben nach zur Abdankung des Kriegs 
volkes Geld aufzutreiben; man zweifelte aber, ob er ohne Bürg 
schaft des Capitols eines erhalten würde. Eine der vorzüglichsten 
Ursachen, warum Leopold so sehr nach Passau eilte, soll gewesen 
sein, dass er besorgte, die Stadt möchte den König Mathias um 
Schutz gegen ihn anflehen, und dieser alsdann eine Besatzung ein 
rücken lassen. Die Säumer, welche auf ihren Lastthieren über 
den goldenen Steig Waren aus Böhmen nach Passau gebracht hatten, 
wurden genöthigt, Pulver und Lunten dem Passauer Volke nach 
Böhmen zuzubringen, welches sich mit dem Vorgeben des Grafen 
v. Stütz nicht leicht vereinigen liege, der in Passau zu mehreren sagte, 
dass das Kriegsvolk nothwendig bald müsste abgedankt werden, weil 
man sonst eine Meuterei desselben zu befürchten hätte. Die Wagen, auf 
welchen Ramees Raub nach Passau geführt werden sollte, blieben 
grösstentheils in den engen Strassen stecken, deswegen mussten die 
Güter durch Lastthiere fortgeschafft werden. Leopold befürchtete, 
dass ihn Mathias nach Passau würde verfolgen lassen; zur Vorsorge 
befahl er, dass alle Ausgänge der Häuser zu dem Wasser vermauert 
werden sollten; die Brücke musste zur Nachtszeit mit Ketten ge 
sperrt werden. Am 28. kam zum grössten Verdrösse der Bürger 
eine Compagnie Passgänger des Ramee’schen Corps im Oberhause 
an; in der Ilzstadt fieng man alsogleich die besten Habseligkeiten 
in die Stadt zu flüchten an. In Passau hielt man allgemein dafür, 
dass es weder dem Erzherzog Leopold noch dem Ramee Ernst sei, 
das Kriegsvolk abzudanken, und dass letzterer nicht aus der Absicht, 
um Geld zur Abdankung aufzutreiben, nach Salzburg und München 
gereist sei, sondern bloss deswegen, um den Herzog von Baiern 
und den Erzbischof dahin zu bereden, dass sie sich nicht wider 
den Erzherzog Leopold erklären möchten, weil sie von ihm nicht 
im geringsten sollten beunruhigt werden. — Dieses war der Inhalt 
von Stiehenbocks erstem Berichte aus Passau; seine folgenden 
Schreiben konnte ich nicht mehr ausfindig machen.
	        
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