Volltext: Der Einfall des von Kaiser Rudolf II. in Passau angeworbenen Kriegsvolkes in Oberösterreich und Böhmen

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werde, dass nicht ein grösseres Unheil daraus entstehen möge; und 
weil das Königreich Böhmen an den gegenwärtigen Vorfällen ganz 
schuldlos sei, so werde der Herr Oberst wohl ohne allen Zweifel 
diejenige Moderation gebrauchen, die er in seinem Schreiben nicht 
nur dem Fürsten v. Rosenberg, sondern auch allen Ständen des 
Königreichs zugesichert hat. r ) — Ramee war schon gewohnt, bloss 
einen ganz unschädlichen Durchzug zu verlangen, der aber hinten- 
nach die ganze Gegend verwüstete, welche von seinen wilden 
Horden betreten wurde; dieses hat unser Oesterreich und dann auch 
Böhmen erfahren. Aus der Gegend von Kaplitz und Krumau 
langten bald die traurigsten Berichte ein, wie ganz unmenschlich 
die Passauer mit den armen unglücklichen Leuten verfuhren. 
Dann kam die Reihe an die Stadt Budweis, welche damals ziemlich 
gut befestigt war. Ramee hatte sich dieselbe zu einem Sammel 
platz und im Falle der Noth zu einem sicheren Zufluchtsort aus 
ersehen. Um keine Zeit zu verlieren und seine Mannschaft wie 
auch die Stadt selbst zu schonen, ersann er eine ziemlich niedrige 
List, um sich von derselben Meister zu machen. Er schickte zwei 
stattliche Wagen nach Budweis; die Reisenden, Officiere aus dem 
Passauer Volke, mussten sich als kaiserliche Abgesandte ausgeben, 
in welcher Eigenschaft sie ehrfurchtsvoll aufgenommen wurden. 
Ihre Wohnung nahmen sie bei einem angesehenen Bürger. * 2 ) Am 
folgenden Morgen, als das Stadtthor von der gewöhnlichen Bürger- 
wache eröffnet wurde, stellten sich die angeblichen kaiserlichen 
Abgesandten, als wollten sie fortreisen; ihre beiden Wagen wurden 
vorgeführt und einer auf die Fallbrücke, der andere gerade unter 
das Thor gestellt. Plötzlich gab jemand bei den Wagen ein Signal 
mit einem Schüsse, worauf alsogleich die Thorwaehe der Stadt von 
den verkappten Passauern zurückgeworfen und der Stadtschreiber 
sammt drei Bürgern ermordet wurde. Bei fünfhundert Passauer, 
welche sich während der Nacht herbeigeschlichen und in den 
nahen Gärten verborgen hatten, sprangen nun hervor, eilten dem 
Thore zu, dass der Wagen halber nicht geschlossen werden konnte, 
und besetzten die Eingänge der Stadt, bis bald darauf einige 
tausend Soldaten dieselbe in Besitz nahmen. Die Bürger mussten 
alsogleich die Schlüssel zum Rathhause, zu den Magazinen, ja 
]) Kosenberg theilte unseren Ständen diese und auch alle folgenden 
Correspondenzen mit, aus welchen hier das Merkwürdigste angeführt wird. 
2 ) Dieses berichtete der Oberst Schifer den Ständen aus einem Briefe, 
welchen der nämliche Bürger von Budweis nach Freistadt geschrieben hat, bei 
dem die sogenannten kaiserlichen Abgesandten übernachtet haben.
	        
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