Volltext: Der Einfall des von Kaiser Rudolf II. in Passau angeworbenen Kriegsvolkes in Oberösterreich und Böhmen

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Unsere Land stände sahen sich kaum von der Ungelegenheit, 
ihre Truppen mit grossen Unkosten nach Krems zu schicken, be 
freit, so' stellte sich schon wieder eine andere ein, welche die 
Geisel des Obersten Kamee betraf, die noch immer in Freistadt 
zurückbehalten wurden, weil dem Lande der Schadenersatz noch 
nicht gemacht worden war, welcher demselben in dem Vertrage zu 
Linz zugesichert wurde. Der Oberst Schifer, der sein Haupt 
quartier in Freistadt hatte, berichtete den Standen, dass er sich 
gezwungen sehe, die Geisel enger zu bewahren, weil er eine 
höchst verdächtige Correspondenz zwischen ihnen und den Passauern 
entdeckt hatte, er bitte zugleich um nähere Verhaltungsbefehle. 
Die Stände wollten in dieser wichtigen Sache sicher gehen und 
fragten sowohl bei dem Könige als auch beim Feldmarsch all an, 
was sie hierin veranstalten sollten. Der König antwortete darauf 
nicht; der Feldmarschall hielt aber dafür, man sollte die Geisel 
nicht eher loslassen, als bis Kamee den festgesetzten Schadenersatz 
würde geleistet haben. Der Kath des Feldraarschalls konnte die 
Stände keineswegs beruhigen; sie baten also den König zum 
zweitenmale um einen bestimmten Befehl und trugen zugleich 
ihren Ausschüssen in Wien auf, nicht eher zu ruhen, als bis der 
König entweder mündlich oder schriftlich hierüber etwas be- 
schliessen würde. Die Stände hatten vollkommen gegründete Ur 
sachen, dieses Geschäft zu betreiben, doch so, dass sie sich dabei 
nicht verfänglich machten. Die Geisel fiengen an, sich trotziger 
zu benehmen und erlaubten sich sogar heimliche Werbungen für 
das Passauer Volk, welches der Oberst Schifer an den Geworbenen 
scharf ahndete. Man befürchtete in Freistadt einen plötzlichen 
Ueberfall, welchen die Passauer von Krumäu oder Kaplitz aus zur 
Befreiung ihrer Geisel unternehmen möchten. Und da man auf 
einen Schadenersatz ohnehin gar nicht denken durfte, so wünschte 
man nur bald eine jede Gelegenheit zu ferneren Feindseligkeiten 
beseitigen zu können und so neues Unheil von Seite der Passauer 
oder auch von Seite eines königlichen Succurses zu verhüten. 
Da Kamee neuerdings um die Entlassung seiner Geisel bat, letztere 
aber schon zu drohen anfiengen, x ) so kam unseren Ständen ein 
Schreiben des Freiherrn Reichard v. Starhemberg sehr erwünscht, in 
welchem er ihnen den Willen des Königs bekannt machte: „Gestern, 
den 10. Februar, ist unter anderm im Kath E. G. Schreiben Vor 
kommen, in welchem Sie von der Kön. Mjst. Bescheid begehren, 
’) Beilage Nr. 48.
	        
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