Volltext: Der Einfall des von Kaiser Rudolf II. in Passau angeworbenen Kriegsvolkes in Oberösterreich und Böhmen

267 
wieder unter seine Botmässigkeit bringen; aber leider wurde er 
von seiner eigenen Geistesschwäche und dann auch von seinen 
Rathgebern verhindert, diesen Plan auszuführen. Alle Massfegeln, 
die Rudolph genommen hatte, entfernten ihn vielmehr von seinem 
Ziele, als dass sie ihn näher dazu geführt hätten. Seinen Entschlüssen 
mangelte die nöthige Einheit und Festigkeit; vieles wurde unter 
nommen, ohne die gehörigen Mittel dazu vorbereitet, ohne die sehr 
wahrscheinlichen Folgen berechnet za haben. Man setzte ohne hin 
reichenden Grund manches als gewiss voraus, was hintennach doch 
ganz anders erfolgte. Man rüstete sich kraftlos zu einem Kriege, 
den man doch zugleich fürchtete, und unterhandelte einen Frieden, den 
man nicht zu halten gedachte. Durch so unzweckmässige und sich 
widersprechende Schritte verrieth man eine Schwäche, über welche 
die Gegner nur spotteten und durch die die wenigen Getreuen ab- 
abgeschreckt wurden, ihre Anhänglichkeit im Werke zu zeigen. 
Selbst die Anführer der passauischen Truppen mussten bei dem 
Gewirre der Befehle, die ihnen ertheilt wurden, muthlos werden, 
weil sie sich weder als Freunde noch als Feinde betragen durften 
und doch allen zur Last wurden. Wie schwer war für den Obersten 
Ramee die ganz unbestimmte Weisung: „Er solle das Passauer Volk 
zur Beschützung aller Getreuen, zur Begnadigung derjenigen, die 
ihre Fehler zu verbessern bereit wären, und zur Dämpfung und 
Bezwingung aller Widerwärtigen anführen und gebrauchen?“ 1 ) Wollte 
Rudolph seinen Bruder Mathias dafür strafen, dass er sich gegen 
ihn, seinen regierenden Landesfürsten, aufgelehnt und ihm einige 
Provinzen entrissen hatte, so hätte er ihn kraftvoller angreifen und 
zu Boden drücken und sich zugleich des Beistandes der Unter- 
thanen versichern sollen; da er aber merkte, dass ihm selbst an 
gebotene Majestätsbriefe und Privilegien die Zuneigung der Völker 
nicht gewinnen konnten, und dass er zu schwach wäre, mit Gewalt 
der Waffen seinen Bruder zu bezwingen, so war es gewiss ein 
grosses Versehen, eingegangene Verträge nicht zu halten, allgemeines 
Misstrauen gegen sich zu erregen und durch seine Passauer eine 
noch grössere Verwirrung anzustiften. Sollte Rudolph nicht gewusst 
haben, dass diese seine Truppen weder durch Baiern und Salzburg, 
noch auch durch Steiermark nach Tirol kommen könnten? Und 
wenn er es wusste, warum liess er sie zum unersetzlichen Schaden 
der armen Unterthanen in Oberösterreich einfallen? Und wenn 
Ramee schon in Oberösterreieh einrücken musste, warum durfte er 
b Preuenhuber, p. 344.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.