Volltext: Der Einfall des von Kaiser Rudolf II. in Passau angeworbenen Kriegsvolkes in Oberösterreich und Böhmen

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sieben, von den ständischen Soldaten zwölf geblieben sind; letztere 
sahen sich genöthigt, sich sammt ihrem Anführer Ungnad in das 
Schloss Pragstein zu flüchten, aus welchem sie sich in der folgenden 
Nacht auf Schiffen entfernten und wieder nach Enns zurück 
kehrten. 1 ) Dieser unangenehme Vorfall hat sich am 17. Jänner 
ereignet. Bemerkenswert ist es, dass die Passauer ungeachtet 
dessen, was vorgefallen war, doch keinen Angriff auf das Schloss 
unternahmen und die ständischen Truppen ungehindert auf das 
rechte Ufer zurückfahren Hessen. Die Stände fanden für nöthig, 
nach diesem Auftritte den schon einmal gegebenen Befehl zu er 
neuern, dass alle vorhandenen Schiffe von dem linken auf das rechte 
Donauufer gebracht und dort von den ständischen Soldaten bewacht 
werden sollten. Der Marktrichter von Mauthausen, der sich in 
diesem Stücke saumselig und zum Theile auch ungehorsam bewies, 
erhielt vom Landeshauptmann einen scharfen Verweis, mit dem 
Beisatze, dass er für alle daraus entstehenden Folgen verantwortlich 
sein werde. 
Das Scharmützel, welches bei Mauthausen vorgefallen war, 
hatte für den Markt die traurigsten Folgen. Die Passauer pflegten 
ohnehin überall zu rauben und zu plündern; in Mauthausen hielten 
sie sich dazu noch mehr für berechtigt, weil sie dort fechtend ein 
zogen. Khevenhiller erzählt; „Zu Mauthausen haben sie ärger, 
als die Türken gehauset.“ * 2 ) Kamee beklagte sich zwar bei den 
Ständen darüber, dass seine Soldaten, die keine Feindseligkeit be 
sorgten, plötzlich seien angegriffen worden; er setzte aber ganz 
höflich hinzu, dass er dafür halte, dieses sei wider Wissen und 
Willen der Stände geschehen. 3 ) Vielleicht sprach er davon mit so 
vieler Nachsicht bloss deswegen, weil er sich in dem nämlichen 
Schreiben wieder entschuldigen musste, dass er wegen seiner Kanone 
und wegen Mangels an Lebensmitteln noch immer an dem nämlichen 
Platze still lag; gewiss zwei sonderbare Entschuldigungen: er blieb 
dort im Quartiere, wo es keine Lebensmittel gab, und fand sie doch, 
um nach ein paar Wochen nach Böhmen abziehen zu können; die 
Kanone brach aber immer wieder, so oft sie ausgebessert wurde. 
Was aber unsere Stände noch am meisten beleidigen musste, war 
gewiss dieses, dass sich Kamee anstellte, als wüsste er gar nicht, 
x ) So erzählt diesen Vorfall Preuenhuber, p. 347. Die Actenstücke 
machen nur obenhin Meldung davon; Kamee scheint geglaubt zu haben, 
•dass Ungnad vorsätzlich angegriffen habe. 
2 ) T. YII, p. 344. 
3 ) Beilage Nr. 37. 
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