Volltext: Der Einfall des von Kaiser Rudolf II. in Passau angeworbenen Kriegsvolkes in Oberösterreich und Böhmen

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haltungsbefehlen von Wien zurückkommen würde; aber er wartete 
diese Zeit nicht ab, sondern traf noch früher Anstalten zu seinem 
Rückmärsche nach Wels. Seine Soldaten, welche von Kirchdorf bis 
Egenberg, Yorchdorf, Scharnstein und die ganze dortige Gegend, 
theils der Beute, theils auch der Lebensmittel halber Streifzüge 
unternommen hatten, fiengen bereits an, in mehrere Corps ein- 
getheilt, sich wieder Lambach und Wels zu nähern, während noch 
unsere Stände unschlüssig waren, welche Massregeln sie ergreifen 
sollten. Weil sie bisher die Erfahrung gemacht hatten, dass sich 
die Passauer in denjenigen Orten, in welchen ständische Truppen 
lagen, entweder gar nicht einquartierten oder dieselben doch mehr 
verschonten, als sie es in den übrigen zu thun pflegten, so befahlen 
sie, nicht nur die Stadt Wels noch mehr zu besetzen, sondern auch 
in die Vorstadt Truppen zu verlegen. Nach Kremsmünster führte 
der Freiherr Schifer in der nämlichen Absicht fünfhundert Mann, 
aber diese Anstalt war nun ohne Nutzen, weil die ständischen 
Truppen genöthigt wurden, sich zur Verteidigung von Linz zurück 
zuziehen und den Passauern Platz zu machen. 
, Der Oberstlieutenant Stauder hatte in Gesellschaft des Herrn 
v. Schmelzing kaum den Ramee in Kirchdorf verlassen, so gab 
er auch schon den Befehl zum Aufbruch. Ein Theil seiner Truppen 
setzte bei dem Traunfalle über den Fluss und wendete sich gegen 
Schwanenstadt und Lambach; der andere Theil kam am 4. Jänner 
um 3 Uhr abends bereits schon in Thalheim an und lagerte sich 
der Stadt Wels gegenüber an der abgetragenen Brücke. Letztere 
betrugen tausend Reiter und ein Regiment Fussvolk. Zwei Passauer 
fuhren über die Traun nach Wels und stellten sich als Geisel, ver 
langten aber, dass man von der Stadt zwei Herren zu dem Obersten, 
der im Schlosse Trauneck übernachtete, hinüber senden möchte, um 
einige nöthige Punkte zu unterhandeln. Der Freiherr Dietrich 
v. Eck und der Herr v. Rottenburg übernahmen auch wirklich 
dieses Geschäft und begaben sich nach Trauneck. Die Passauer 
verlangten bloss, dass man sie ruhig über die Brücke sollte herüber 
ziehen lassen, wo sie dann ohne Verzug ihren Marsch zur Donau 
und nach Böhmen antreten würden; man traute aber ihren Worten 
nicht, und die Bürger von Wels waren unter der Anführung des 
Freiherrn v. Polheim gefasst, das Aeusserste zu wagen* um den 
Feinden den Uebergang über die Brücke zu verwehren und ihre 
Stadt vor der Raubsucht derselben zu schützen. Als man aber 
bald hernach vernahm, dass sich Ramee in Schwanenstadt* befinde, 
und dass sich seine Truppen bereits der Brücke in Lambach be-
	        
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